KINDER

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Bei uns im Hause steht zurzeit das kreative Märchen-Reenactment ganz hoch im Kurs. Kreativ, weil die textgetreue Wiedergabe der Story nicht zu ernst genommen wird. Das ist neu, denn wenn vor Kurzem Dornröschen aus Versehen einen vergifteten Apfel verschluckt hat, gab es noch ein Mordsgezeter. Jetzt jedenfalls ist das Pferd Obelix, das so aussieht wie Pippis Kleiner Onkel, ein ziemlich obstinater Gesell, der die Prinzessin Aschenputtel mit seinen Gags fast in die Ohnmacht treibt.

 Diese intertextuelle Herangehensweise wird nun mit einem Besuch des MachMitMuseums in Prenzlauer Berg unterstützt. Dort wird heute im Zuge aktuellen Ausstellung „Erzähl mir doch (k)ein Märchen“ um 16 Uhr das zum Märchenschloss umfunktionierte, sieben Meter hohe Kletterregal eröffnet und ist dann regulärer Teil der Ausstellung. 15 Märchen aus aller Welt verstecken sich in seinen Ecken und Nischen. Bei der Entdeckungstour bekommen die kleinen Besucher zusätzlich noch einen Einblick in andere Kulturen (Eintritt ab 3 Jahre 5,50 €, erm. 3,50, Familien 20 €, erm. 16 €).

„Der Wolf und die sieben Geißlein“ ist wie viele Märchen recht lehrreich. Für Erläuterungen, warum man nicht jedem die Tür öffnen sollte oder dass nicht jeder so nett ist, wie er tut, ist es gut geeignet. Die Puppenspielerin Ute Kahmann hat das Lehrstück über die „Macht und Ohnmacht des Bösen“ in eine ansprechende Form gegossen und bereitet kleinen wie großen Zuschauern mit einem durchdachten Bühnenbild, possierlichen Puppen und einer knackig erzählten Geschichte 45 Minuten Vergnügen. Kahmann arbeitet ebenfalls mit Märchenintertextualität, wenn sämtliche Grimm’schen bösen Wölfe im Brunnen sitzen und mit ihrem Schicksal hadern. Am Samstag um 16 Uhr gastiert sie mit dem Stück im Puppentheater Berlin in Charlottenburg (Karten 6,50 €, erm. 5,50 €, Telefon: 3 42 19 50).

Ein bisschen märchenhaft ist es auch in den Gärten von Schloss Sanssouci. Dort wurden unter Friedrich dem Großen neben exotischen Zierpflanzen auch ganz reell Nutzpflanzen angebaut. Wein zum Beispiel. Oder Früchte und Kartoffeln. Davon erzählen die Skulpturen von Flora und Pomona, die eine Göttin der Blüten, die andere Göttin der Früchte. Die Sonntag um 11 Uhr stattfindende Sonntagswerkstatt führt Besucher ab sechs Jahren zunächst auf einem Parkspaziergang zu den Damen, um hernach in der Museumswerkstatt am Neuen Palais einen Seidenschal im Sinne der Göttinnen zu gestalten. Wenn sich da ein böser Wolf durchs Bild schleicht, wird eventuell ein Auge zugedrückt (Anmeldung 03 31-9 69 42 00, 5 €/4 €).