Vom Helden zum zähen alten Despoten

Robert Mugabe ist eines jener schlechten Beispiele afrikanischer Präsidenten, die nicht freiwillig gehen – auch wenn nach 27 Jahren Regierung in Simbabwe nur noch Chaos, Gewalt und Morde an Oppositionellen als Bilanz seiner Taten übrig bleiben. Einer der Gründe, warum der 83-Jährige eisern an der „sicheren“ Macht festhält. Er hat es geschafft, auf dem Politbürotreffen seine Kandidatur bei den Wahlen 2008 für eine weitere Amtszeit durchzudrücken. Doch bei vielen Anhängern hat er den Ruf verspielt, den er sich als Held der Befreiung von der britischen Kolonialmacht erwarb.

Mugabe blieb in der Vergangenheit stehen: Mit zynischer Rhetorik gegen Fremdbestimmung durch den Westen findet er geschickt einen Sündenbock für die missglückte Landreform oder den Absturz der Wirtschaft. Mit steifer Oberlippe und geballter Faust hetzt der zähe Alte gegen den Imperialismus und schafft jeden aus dem Weg, der ihm in die Quere kommt. So sind die Morde von rund 25.000 Angehörigen der Minderheit der Ndebele bis heute eine offene Wunde. In den 80ern schickte Mugabe seine berüchtigte fünfte Brigade ins Matabeleland, weil die Ndebele aufseiten seines Rivalen Joshua Nkomo standen.

Der 1924 in Kutama Mission in Zvimba Geborene preist sich als Katholik. Aber als seine populäre Ehefrau Sally an Krebs litt und im Sterben lag, zeugte er zwei Kinder mit seiner jungen Sekretärin, die er 1996 heiratete. Zugleich jagte Mugabe Schwule und verhängte Haftstrafen für „unnatürlichen Sex“.

Der Grundschullehrer studierte 1951 in der Eliteanstalt Fort Hare in Südafrika, in der auch Nelson Mandela lernte. Dort wurde er Marxist. 1960 ging er in die Politik. Vier Jahre später verhaftete ihn die weiße Regierung im damaligen Rhodesien. Er kam zehn Jahre hinter Gitter. Danach floh Mugabe nach Mosambik, steuerte von dort den Guerillakrieg und führte Simbabwe 1980 in die Unabhängigkeit.

Verdient machte er sich um die Erziehung, denn 85 Prozent der Simbabwer können lesen und schreiben, die höchste Rate in Afrika. Aber Mugabe ist ein eigensüchtiger Autokrat, seine Fähigkeiten als Kämpfer reichten nicht, um die einst blühende Wirtschaft zu lenken und Demokratie zu fördern. 2000 verlor er das Referendum zur Änderung der Verfassung, und die Oppositionspartei MDC legte zu. Wenn sein Beliebtheitsstern sank, zog Mugabe stets die Schrauben an und brachte durch Bestechungen seine Günstlinge hinter sich. Südafrikas Erzbischof Tutu bezeichnete ihn jüngst als Comicfigur eines archetypischen afrikanischen Diktators, und Mugabe antwortete: „Er ist nur ein ärgerlicher, kleiner Bischof.“

MARTINA SCHWIKOWSKI