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: Der Aal vor dem Ende

Am Rande der Speicherstadt, auf dem Weg zu einem Pressetermin. Eine Kellnerin stellt Karten auf die Tische vor einem Restaurant. Eigentlich suche ich das Fisch-Informationszentrum, frage sie aber nach dem Fischereizentrum. Professionalität ist etwas anderes. „Wäschereizentrum?“, fragt sie. „Fischereizentrum“, wiederhole ich. Sie weiß es nicht.

Ich suche also weiter, finde die richtige Hausnummer, trete ein und frage noch einmal. „Ach, Sie meinen die Pressekonferenz zum Aal?“ Ich nicke erleichtert und lasse mir den Weg zeigen. Ein Mann im Anzug kommt uns entgegen und sagt: „Zum Essen bleiben zehn Personen.“ Ich solle mich dem Mann anschließen, er kenne den Weg.

Hinter einer Tür im ersten Stock ist das „Pressegespräch Aal“ in vollem Gange. Eine für den kleinen Raum überdimensionierte Leinwand wird von einer Powerpoint-Präsentation ausgefüllt. Ich erfahre, dass der Bestand des europäischen Aals gefährdet ist, weil dem Meer zu viele Glasaale entnommen werden: Jungtiere, die für die Aufzucht dienen und nach China oder Japan exportiert werden.

Einer der Referenten stellt seinen Vortrag gar unter die Frage, ob „der europäische Aal vor seinem Ende“ stehe. Er gibt gleich zu Beginn aber auch schon die Antwort. „Ich weiß es auch nicht,“ sagt er. „Aber wir sollten alles tun, um das zu verhindern.“ Dem schließe ich mich an. Und bleibe nicht zum Aal-Essen. Irgendwer muss ja damit anfangen. MARTIN SPIESS