…WAS MACHT EIGENTLICH ... Jörg Schönbohm?
: 50 Jahre Geld vom Staat kriegen

Kaum ein Politiker ist seltener für seine Geduld gelobt worden als er: Jörg Schönbohm. Folgerichtig hat sich der Sprengkopf unter Deutschlands Innenministern nicht durch Fakten davon abbringen lassen, eine Feier zu seinen Ehren zu früh zu veranstalten. Gestern ließ sich der Exgeneral und CDU-Politiker in seinem Ministerium auf die Schulterstücke klopfen – für 50 Jahre Arbeit im öffentlichen Dienst.

Am 1. April 1957 trat der 19-Jährige in Niederlahnstein zur Offiziersausbildung in die frisch gegründete Bundeswehr ein. Seither hat Schönbohm die öffentliche Hand nicht losgelassen: Er war unter anderem Bataillonskommandeur, Brigadegeneral, Chefauflöser der Nationalen Volksarmee (NVA) und Berliner Innensenator. Seit Oktober 1999 ist er Innenminister in seinem Heimatland Brandenburg. Das Dumme ist nur: Zwischen seinem Jobverlust als Innensenator im November 1998 und dem ersten Arbeitstag als Innenminister in Potsdam liegen elf Monate. Elf Monate, die dem Staatsdiener zum beamtenrechtlichen Jubiläum fehlen. Der ansonsten um formale Korrektheit besorgte Schönbohm feiert trotzdem. Ein Skandal?

Eher ein Signal. Der 69-Jährige will zwar bis zur Landtagswahl im Jahr 2009 Innenminister und Vizeministerpräsident bleiben. Aber man weiß ja nie. Seine Partei zerfleischt sich seit Monaten mit solcher Hingabe, dass der Koalitionspartner SPD bereits der Linkspartei zuzwinkert. Deren Spitzen lud Schönbohm ebenfalls zum gestrigen Empfang – zum ersten Mal. Man weiß ja nie. MLO      FOTO: AP