MEDIENTICKER

Bei Holtzbrincks Wirtschaftswoche (WiWo) machen sich Auflösungserscheinungen bemerkbar: Michael J. Inacker, Jahrgang 1964, Ex-„Außenminister“ von DaimlerChrysler und gerade erst seit ein paar Monaten stellvertretender Chefredakteur und Berliner Redaktionsleiter der WiWo, hat nach taz-Informationen gute Chancen, neuer Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung zu werden. Inacker arbeitete bei Welt, WamS und FAS, bevor er 2004 als Vice President External Affairs & Public Policy zum schwäbisch-amerikanischen Autobauer wechselte. Der konservative „christlich engagierte Publizist“, so der christliche Mediendienst pro-medienmagazin.de, würde hübscherweise Nachfolger von Peter Christ, der im vergangenen November das Handtuch beim liberalen Qualitätsblatt schmiss.

Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff, der auch auf der Stuttgarter Wunschliste stand, soll dem jetzt komplett der Südwestdeutschen Medienholding gehörenden Blatt einen Korb gegeben haben.

Definitiv gehen wird WiWo-Chefredakteur Stefan Baron. Der 59-Jährige wird neuer Kommunikationschef der Deutschen Bank. Das teilte Holtzbrinck gestern mit. Baron leitete das Magazin seit 1991. Er gehe nicht leichten Herzens, die Herausforderung sei aber einfach unwiderstehlich und er könne ein wohlbestelltes Haus übergeben, wird er zitiert. Barons Nachfolge für den Chefredakteursposten wird laut Verlagsgruppe „zu gegebener Zeit“ verkündet. Die Deutsche Bank erklärte, Baron werde zum 1. Juni die Unternehmenskommunikation weltweit verantworten. (dpa, taz)

Andreas S., Gründer der Filmfonds-Gesellschaft VIP-Medienfonds, muss sich seit gestern in einem der größten Steuerhinterziehungsverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik verantworten. Die Anklagebehörde wirft dem 45-Jährigen vor, bei dem umstrittenen Steuersparmodell rund 635 Millionen Euro Anlegerkapital zu Unrecht als Verlust angesetzt zu haben.

Damit drohen zugleich rund 11.000 Anlegern Steuernachzahlungen in einer geschätzten Größenordnung von bis zu 300 Millionen Euro. In dem auf über 30 Verhandlungstage angesetzten Mammutverfahren geht es unter anderem um Filmproduktionen wie „Das Parfum“ oder auch Hollywoodfilme.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem seit eineinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzenden Fondsmanager vor, nur einen Bruchteil des eingesammelten Anlegerkapitals für tatsächlich absetzbare Produktionskosten von Filmen verwendet zu haben. Rund 80 Prozent der Gelder seien stattdessen in Form einer „verdeckten Kapitalanlage“ auf Festgeldkonten geflossen. Dieses verzinste Kapital diente seinen Angaben zufolge zwar möglicherweise bei Filmfinanzierungen als Sicherheiten, hätte aber den Ermittlern zufolge nicht als abzugsfähige Ausgaben verbucht werden dürfen. (ap)