London setzt weiter auf die Diplomatie

Iranischer Sender zeigt weitere Bilder der festgenommenen Briten. Alle sollen „Geständnisse“ abgelegt haben

LONDON/TEHERAN dpa ■ Großbritannien strebt nach den Worten des Sprechers von Premierminister Tony Blair trotz der neuen iranischen Videos mit gefangenen britischen Marinesoldaten eine Lösung der Krise auf diplomatischem Wege an. „Die Iraner kennen unsere Position, und sie wissen, dass wir starke internationale Unterstützung haben“, sagte er gestern.

Blairs Sprecher verwies darauf, dass sich London „hinter den Kulissen“ mit bilateralen Kontakten um die Freilassung der 15 Soldaten bemühe, die am 23. März im iranisch-irakischen Grenzfluss Schatt al-Arab von iranischen Revolutionsgarden gefangen genommen worden waren. Nach Angaben des staatlichen iranischen Rundfunks haben inzwischen alle 15 britischen Soldaten „Geständnisse“ abgelegt und zugegeben, illegal in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen zu sein.

Zugleich war aber im iranischen Staatsrundfunk die Rede von „positiven Veränderung in der Politik Großbritanniens“, die in Teheran zur Kenntnis genommen worden seien. Die britische Regierung hat seit Ende der vergangenen Woche in Erklärungen zu der Gefangenenkrise deutlich zurückhaltender formuliert und immer wieder den Wunsch nach einer Lösung auf diplomatischem Wege betont.

Zwischen den Konfliktparteien gibt es jetzt direkte Verhandlungen. „Wir stehen in direkten bilateralen Gesprächen mit den Iranern“, sagte Verteidigungsminister Des Browne am Sonntag dem Sender BBC, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen. Browne sagte der BBC am Rande eines Besuchs in Afghanistan: „Wir sind sehr darauf bedacht, dass diese Angelegenheit so schnell wie möglich und auf diplomatischem Wege gelöst wird.“ London unternehme dafür alle Anstrengungen und werde von der internationalen Gemeinschaft unterstützt. Browne wollte aber nicht auf Details der bilateralen Gespräche eingehen.

Die konservative Zeitung The Sunday Telegraph hatte zuvor berichtet, im Krisenstab der Regierung werde unter anderem ein öffentliches Versprechen an den Iran erwogen, wonach Großbritannien dessen Hoheitsgewässer „jetzt und auch in Zukunft“ respektiere. Dafür könne ein Marineoffizier nach Teheran entsandt werden. Das Außenministerium wollte dazu nicht Stellung nehmen. „Wir setzen unsere diplomatischen Diskussionen weiterhin außerhalb der Öffentlichkeit fort“, sagte ein Sprecher.

Am Sonntagabend hatte der Iran mit Filmaufnahmen von „Geständnissen“ zweier weiterer britischer Soldaten den Druck auf die Regierung in London erhöht. Die beiden Männer erschienen vor einer Landkarte und gaben ihre Erklärungen ab. Insgesamt hat Teheran bislang entsprechende Videos von 4 der 15 Gefangenen gezeigt.