american pie
: Im Basketball-Pantheon

Die Florida Gators gewinnen zum zweiten Mal in Folge die Basketball-College-Meisterschaften der USA

Hier stand er, uns zu warnen: „Ihr seid alle Sünder“, stand auf seinem Schild zu lesen, „kehrt um!“ Daran war allerdings gar nicht zu denken, denn die Massen wälzten sich hin zu einem Dom, aber keinem von der geweihten Sorte. Gefeiert wurde dort ein ganz anderer Gottesdienst, als ihn der selbst ernannte Heilsbringer im Sinn hatte: Gehuldigt wurde Gott Basketball.

Am Ende der Messe hatte im Finale des Final Four, des Endturniers der vier besten Universitätsteams der USA, die Florida Gators 84:75 die Ohio State Buckeyes besiegt und die Basketballmeisterschaft für College-Mannschaften gewonnen. Und weil der Amerikaner nichts so liebt wie Statistiken und Rekorde, waren sich 51.458 offiziell Anwesende anschließend sicher, dabei gewesen zu sein, als im Georgia Dome zu Atlanta Geschichte geschrieben wurde: Seit den frühen Siebzigerjahren, seit den legendären, von John Wooden trainierten UCLA-Teams, die auf den Titel abonniert waren, war es nur der „Fab Five“ von Duke gelungen, die Meisterschaft zu verteidigen. Gute Gründe gibt es für die fehlenden Serienmeisterschaften. Die großen Talente werden immer früher Profi, und das K.o.-System, in dem das Turnier der besten 65 Teams ausgespielt wird, sorgt für Überraschungen. Eine einzige Niederlage bedeutet das Aus.

„Das ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist“, freute sich Lee Humphrey nach dem Erfolg. Der Shooting Guard hatte mit seinen Dreiern entscheidend dazu beigetragen, dass Florida seinen im Vorjahr errungenen Titel verteidigen konnte. Das Aushängeschild Joakim Noah dagegen war unter seinen Möglichkeiten geblieben. „Ich musste so lange auf der Bank sitzen“, jammerte der Sohn des ehemaligen Tennis-Profis Yannick, „ich war höllisch nervös.“ Dazu war eigentlich kein Anlass. Zu souverän agierten seine Teamkameraden. Den Ohio State Buckeyes nutzte es auch nichts, dass ihr Center Greg Oden mit 25 Zählern der erfolgreichste Punktesammler des Spiels wurde. Auf den eher grobschlächtig wirkenden 2,13-m-Mann wartet ein millionenschwerer Profivertrag in der NBA.

Gleiches gilt für die gesamte Startformation der Gators. Der zum herausragenden Spieler des Final Four gewählte Corey Brewer, Joakim Noah und Center Al Holford haben allerbeste Perspektiven beim nächsten NBA-Draft, und auch den beiden Scharfschützen aus dem Rückraum, Humphrey und Green, werden Chancen auf eine Profikarriere eingeräumt.

Doch bevor in der NBA neue Aufgaben warten, wurde im Georgia Dome die Aufnahme der Florida Gators in den Basketball-Pantheon gefeiert. Thad Matta, Trainer des Verlierers Ohio State, befand: „Diese Mannschaft wird als eine der besten in die Geschichte eingehen.“ Selbst der frustrierte Oden lobte: „Sie waren dazu bestimmt, zu gewinnen.“

Draußen in den Straßen feierten die in den Farben der Universität, Blau und Orange, gekleideten Florida-Fans noch bis in die frühen Morgenstunden. Die roten Buckeyes-Anhänger ertränkten ihren Frust im Hard Rock Café. Auch nach diesem Final Four kehrt erst einmal keine Ruhe ein in Atlanta. Im Georgia Dome werden demnächst wieder mehr als 40.000 Sünder erwartet. Diesmal allerdings, um einen Gottesdienst zu feiern, der nicht von Studenten, sondern von Priestern zelebriert wird. Der Anlass ist dann nicht Basketball, sondern ein zutiefst christlicher: das Osterfest. THOMAS WINKLER