Eon schmeißt Einkaufspläne hin

Der Versorger wollte größter Energiekonzern Europas werden. Doch nun gibt er die Übernahme von Endesa auf

MADRID taz ■ Der deutsche Energiekonzern Eon gibt auf. Nach mehrtägigen, geheimgehaltenen Verhandlungen mit den beiden Großaktionären Acciona und Enel verzichten die Düsseldorfer auf ihr Übernahmeangebot für den spanischen Stromversorger Endesa. Im Gegenzug kauft Eon für rund zehn Milliarden Euro von Endesa Kraftwerke in verschiedenen europäischen Ländern. Dies gab Eon-Chef Wulf Bernotat gestern bekannt.

Die Einigung sei „ein vernünftiger Ausweg aus der immer stärker verfahrenen Situation um Endesa“, sagte Bernotat. Der italienische Energieversorger Enel und der spanische Baukonzern Acciona, die zusammen 46 Prozent der Endesa-Aktien besitzen, werden jetzt ein eigenes Übernahmeangebot vorlegen. Eon hat damit sein Ziel verfehlt, zum größten Energiekonzern Europas aufzusteigen. Dennoch kann Bernotat das Gesicht wahren.

Der Düsseldorfer Konzern kauft eine kleinere Endesa-Tochter in Spanien und bedient künftig sieben Prozent des spanischen Strommarktes. Außerdem fällt die italienische Endesa-Filiale an den deutschen Konzern, der so zur Nummer 4 in Italien wird. Und in Frankreich steigt Eon durch einen anderen Kauf zur Nummer 2 auf.

Hätte Eon auf der Übernahme von Endesa bestanden, wären aller Voraussicht nach nicht mehr als 30 Prozent der Aktien an die Düsseldorfer gefallen. Eine Klausel im Endesa-Statut, nach der jeder Aktionär maximal zehn Prozent der Stimmrechte hat, hätte den Konzern unregierbar gemacht. Jetzt sind Acciona und Enel an der Reihe. Acciona will seinen Anteil auf 25 Prozent aufstocken. Enel wird dann bei der Übernahme, die für Herbst vorgesehen ist, so viel Aktien wie möglich erstehen. Eon werde in Südeuropa stärker vertreten sein, erklärte Bernotat – „damit haben wir unser strategisches Ziel erreicht, wenngleich auch nicht im ursprünglich angestrebten Umfang“. Man wolle sich jetzt auf die Märkte im Osten Europas konzentrieren. Vor allem Russland hat Bernotat dabei im Auge. Die Börsen würdigten die Einigung. Alle Beteiligten legten zu. Eon verzeichnete dabei die größten Kursgewinne.

Die spanische Regierung zeigte sich zufrieden. Durch das Abkommen bleibe der Stromversorger Endesa mehrheitlich in spanischer Hand. Die Regierung des Sozialisten José Luis Rodríguez Zapatero hatte von Anfang an Eon mit immer neuen Auflagen behindert. Die EU-Kommission hat die Spanier deshalb vor dem Gerichtshof der EU angezeigt. „Unsere Entscheidung bleibt bestehen“, sagte der Sprecher von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Wenn „Regierungen nicht das EU-Gemeinschaftsrecht befolgen“, drohe „Chaos“. REINER WANDLER

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