Ralph Gunesch, Verteidiger
: Der Absteiger

■ 27, spielt seit seiner Kindheit Fußball. Für Alemannia Aachen trat er zweimal in der Zweiten Bundesliga an, ehe er zu St. Pauli ging. Foto: dpa

Die Freudengesänge der gegnerischen Fans – „Nie mehr zweite Liga“ – dürften in seinen Ohren wie Hohn geklungen haben. Mit gesenktem Kopf ging Ralph Gunesch in den Kabinentrakt, nachdem Minuten vorher der Abstieg des FC St. Pauli aus der ersten Fußball-Bundesliga faktisch besiegelt worden war. Und Gunesch sich eingestehen musste, „maßgeblichen Anteil“ an der finalen Niederlage gehabt zu haben.

Zweimal war er nicht recht zum Kopfball hochgestiegen, hatte er einem von hinten heranrauschenden Gegner im Luftkampf kein Paroli geboten – und zweimal war das durch Gegentore bestraft worden.

Sicher: Auch St. Paulis Stürmer wie Ebbers und Asamoah hätten ihre teils allerbesten Chancen nutzen müssen, damit es auch ohne die Patzer des Verteidigers gereicht hätte. Auf den zahlreichen Monitoren im Kaiserslauterner Fritz-Walter-Stadion aber waren immer und immer wieder diese beiden Kopfballtore von Tiffert (28.) und Abel (68.) zu sehen, die den Gastgebern den Klassenerhalt so gut wie gesichert hatten.

Für einen wie Gunesch wiegt die Niederlage besonders schwer. Einen Tag vor seinem 20. Geburtstag kam der Angehörige der Siebenbürgener Sachsen, geboren im rumänischen Sighişoara, 2003 von Aachen aus ans Hamburger Millerntor, wo er fast seine gesamte bisherige Profikarriere verbrachte. Lediglich in der Saison 2006/2007 ging Gunesch fremd: In Mainz erfüllte er sich den Traum von der Bundesliga, als St. Pauli noch drittklassig war, stieg aber nach einer Saison wieder ab.

„Dieser Moment gehört zu denen, auf die ich als Fußballer gerne verzichten würde“, sagte er nun nach der 0:2-Pleite in Kaiserslautern. „Das muss ich erst mal verarbeiten.“ Während die Zukunft des FC St. Pauli ziemlich eindeutig in der zweiten Liga liegt, weiß Gunesch derzeit noch nicht, ob auch seine Zukunft beim FC St. Pauli liegt. Nach 177 Punktspielen, die er für den Verein bestritt, läuft sein Vertrag zum Saisonende aus. Und ehe der Verein nicht weiß, mit welchem Trainer er in die neue Spielzeit geht werden die auslaufenden Verträge mit Spielern wie Florian Lechner, Marcel Eger oder eben Ralph Gunesch nicht verlängert – wer weiß mit welchem Personal der Neue in Liga zwei spielen will?

Also heißt es für Gunesch: abwarten. Die Ironie der ganzen Geschichte: Seine persönlichen Zukunftschancen könnten sich sogar verbessern durch den Abstieg, den er mit besiegelte. Denn während Gunesch als Folge der Verletzungsserie in der St. Pauli-Defensive seit Ende der Hinrunde zur Stammelf gehörte, hat er seine Zweitligatauglichkeit allemal bewiesen. Insofern könnte aus dem Absteiger, der nicht immer erstklassig kickte, ein Dableiber werden – und die traurige Geschichte doch noch eine Art Happy End bekommen. MAC