ILONA EVELEENS ÜBER NEBENSACHEN AUS NAIROBIKENIANISCHE MÄNNER UND IHRE MEHRFACHBEZIEHUNGEN
: Teure Stadtfreundinnen

Ein kenianischer Mann gibt durchschnittlich ein Fünftel seines Einkommens seiner Freundin. Dieselbe Summe geht an seine Frau und meistens ein halbes Dutzend von Kindern. „Meine Freundin ist im Vergleich zu meiner Familie teuer, aber jeden Cent wert“, meint ein Bekannter.

Er kommt wie viele Kenianer vom Lande und hat einen Job in der Stadt. In so einem Fall bleiben Gattinnen und Kinder oft zurück im Dorf, wo das Leben nicht nur billiger ist, sondern die Familien meistens auch ein eigenes Haus und einen kleinen Acker besitzen. Die Familie ernährt sich teils von dem, was vom Land kommt, und der Mann schickt oft einen Teil seines Gehalts nach Hause.

Die Freundin in der Stadt (Stadtgattin) ist teurer als die offizielle Ehefrau, weil Geschenke in urbanem Gebiet mehr kosten als auf dem Land. Oft zahlt der Mann die Miete seiner Freundin oder einen Teil davon.

Diese Daten stammen aus US-Untersuchungen in Kenia. Die Stadtgattinnen erzählten, dass sie hoffen, den Mann zu heiraten. Aber das passiert selten. Die Freundinnen, die meist einen bezahlten Job haben, bekommen zumindest ein Kind von ihrem Freund – für das er auch Geld zahlt. Sie verbringen viel mehr Zeit mit dem Mann als die offiziellen Ehefrauen.

Viele Ehefrauen auf dem Land vermuten, dass ihre Männer eine Beziehung in der Stadt haben. Aber sie schweigen, weil sie auf einen Teil seines Einkommens angewiesen sind. Aber es gibt auch Geschichten, in denen die Ehefrau ihren Gatten mit einem Besuch in der Stadt überrascht und es zu einer Szene kommt, manchmal auch zu Gewalt.

Aber die größte Gefahr durch die Stadtbeziehungen droht dem Leben: Der größte Teil von neuen HIV-Infektionen in Kenia entstehen in solchen Stadtbeziehungen. Die Männer bleiben oft nicht ihr ganzes Arbeitsleben in einer Stadt, sondern werden in andere Orte geschickt, wo sie sich wieder eine neue Stadtgattin zulegen. In Stadtbeziehungen werden oft keine Kondome benutzt. Und Männer mit einem hohen Einkommen haben oft mehrere Freundinnen. Mehr als 15 Prozent der Männer, die häufig auf Geschäftsreisen gehen, haben unterwegs kurze Beziehungen. Nur 2 Prozent von ihnen gehen zu einer Prostituierten.

Die Untersuchungen zeigten, dass das Freundinnenphänomen den Prostituierten die Arbeit wegnimmt. Die Untersuchenden raten dazu, Männern in außerehelichen Beziehungen mehr über HIV zu informieren.