Einsatz gegen Rechts

Die Stadt Wismar will sich gegen Nazischläger wehren – mit einer Imagekampagne und mobilen Einsatzteams. Zu wenig, sagen Kritiker

VON KARL RÜDE

Wismar hat ein Naziproblem. Im Juni soll in der mecklenburg-vorpommerischen Stadt, parallel zum G-8-Gipfel in Heiligendamm, für 74 Kinder und Jugendliche aus aller Welt der Junior-8-Gipfel abgehalten werden. Bis dahin will man sich des Problems annehmen. Erst Mitte März hatten rechte Jugendliche den Jugendklub Alte Mensa überfallen und ein Konzert gestürmt. Drei Konzertbesucher wurden mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Einer der Überfallenen gab an, die Rechten hätten mit einem Baseballschläger um sich geschlagen. Mittlerweile hat die Polizei acht Jugendliche als Tatverdächtige ermittelt.

Mit der Vorstellung einer neuen Imagekampagne für die Stadt reagierte Bürgermeisterin Rosemarie Wilcken (SPD) am Dienstagabend bei einer Sondersitzung der Wismarer Bürgerschaft auf die Gewalttätigkeiten: Künftig soll auf allen möglichen Kommunikationswegen deutlich gemacht werden, dass Wismar eine sichere, neugierige, tolerante und offene Stadt ist. Geplant ist, so viele Institutionen wie möglich im Kampf gegen den Rechtsextremismus einzuspannen. Außerdem soll es im Mai eine Demonstration gegen die Nazis in Wismar und Umgebung geben.

Marinemalerin Simone Hartmann, die sich im örtlichen „Netzwerk für Demokratie, Menschlichkeit und Toleranz“ engagiert, sagt zur geplanten Imagekampagne: „Die Buttons und Plakate sind sicher wichtig, aber viel wichtiger ist es, mehr Geld für die Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen, damit Jugendliche nicht in die Fänge der Rechtsextremen geraten.“

Mecklenburg-Vorpommern plant ab Juli 2007 Regionalzentren für Demokratie und Toleranz, die den Kern eines Beratungsnetzwerkes bilden sollen. Aus diesem Beratungsnetzwerk sollen bei einer Krisensituation mit rechtsextremistischen Hintergrund kurzfristig Interventionsteams gebildet und zum Einsatz geschickt werden. Aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds will das Land fünf Millionen Euro bis zum Jahr 2013 für diese Maßnahmen einsetzen. So sollen beispielsweise Landesjugendring, Sportvereine und die Feuerwehr stärker in die Präventionsarbeit gegen den Rechtsextremismus einbezogen werden.

Karl-Georg Ohse, Sozialpädagoge und Projektleiter der mobilen Beratungsteams, will aber auf keinen Fall mit quietschenden Reifen zum Einsatz rasen. Denn mit einem schnellen Feuerwehreinsatz seien die Probleme mit dem Rechtsextremismus auf dem Land nicht zu lösen. Wichtig sei eine vertrauensvolle und langfristige Zusammenarbeit aller Beteiligten. Der Sozialpädagoge warnt, dass „die Nazis in Mecklenburg-Vorpommern, wo viele gut ausgebildete Menschen das Land verlassen, geschickt die Politik unterwandern und die Fundamente der Demokratie bedrohen“.

Das mobile Beratungsteam aus Schwerin habe im Rahmen des alten Förderprogramms Civitas Vertreter von Polizei, Kommune, Kirche, Schule und Parteien an einen Tisch gebracht und beraten, sagt Ohse. Anfangs habe die Polizei die Probleme nicht wahrhaben wollen, aber später engagiert mitgearbeitet. Auch die PDS habe gefremdelt, als sie mit Vertretern der Kirche an einem Tisch zusammenarbeiten sollte.