„Es geht nicht um Freigabe“

DROGENHILFE-DISKUSSION Kontrollierte Heroinvergabe kann Schwerstabhängigen helfen

■ 48, Prof. Dr. med., Direktor des Zentrums für interdisziplinäre Suchtforschung an der Hamburger Uni-Klinik, Leiter der Heroinstudie Deutschland 2003-2007.

taz: Herr Haasen, war das Methadon-Programm ein historischer Fehler?

Christian Haasen: Nein. Nur kann Methadon nicht für alle die Lösung sein: Schwerstabhängige profitieren von der normalen Substitution oft nicht ausreichend. Sie kommen mit den Nebenwirkungen nicht klar.

weil der Kick fehlt?

Um einen Kick geht es bei diesen PatientInnen ohnehin nicht mehr: Ihr Körper hat sich daran gewöhnt. Es geht für sie darum, sich normal zu fühlen. In der Behandlung mit Methadon, das sedierend wirkt, kommen die sich eher vor, wie unter einer Käseglocke. Das führt nicht selten zum Abbruch. Dagegen lässt sich durch heroingestützte Behandlung oft ein Entzug einleiten.

Also eine Freigabe von Heroin?

Nein, die Rede ist von medizinisch reinem Heroin, also Diamorphin, und es geht nicht um Freigabe. Das ist die am strengsten kontrollierte Form der Drogentherapie.

Stärker kontrolliert als Methadon-Programme?

Den Methadonsaft holen sich die PatientInnen ab und nehmen ihn mit nach Hause. Dadurch ergibt sich das Problem des Bei-Konsums von anderen Drogen, vor allem von Alkohol.

Der sinkt in Diamorphin-Programmen?

Ja, deutlich. Das Diamorphin wird gespritzt. Das heißt, die PatientInnen müssen sich in eine Ambulanz begeben, und bekommen es dort nur, wenn sie nüchtern sind.

Aber es kostet mehr?

Das ist oft der Haken: Eine solche Ambulanz müsste ständig geöffnet sein. INTERVIEW: BES

Die Linke: Drogenhilfe-Diskussion, Konsul Hackfeld Haus, 19 Uhr