grünflächenpflege
: Dreck ist nicht links

Wenn der Berliner in den Park geht, meckert er – meist zu Recht – sehr schnell. Deshalb soll hier zunächst gelobt werden: Wenige Großstädte sind so grün wie Berlin, das seine Grün- und Freiflächen sogar ausgeweitet hat: Der Mauerpark war einst Niemandsland, der Görlitzer Park ein Bahnhof, und der Volkspark Friedrichshain wurde am östlichen Rand vor ein paar Jahren mit großem Aufwand vergrößert und verschönert. Gut so.

KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Dass nicht alles grün ist, was im Park leuchtet, sieht jeder Besucher auf den ersten Blick. Schuld am traurigen Zustand vieler Parks ist aber nicht nur der Senat, der in seiner Finanznot den Bezirken die Mittel für die Pflege zusammenstreicht – schuld sind auch viele Besucher selbst.

Konkret: Wer seine Kippen auf der Wiese liegenlässt, gefährdet krabbelnde Kleinkinder, die das Gift schlucken könnten. Wer Kronkorken auf den Boden wirft, gefährdet barfüßige Frisbee- oder Federballspieler. Wer mit dem Rad über enge Wege heizt, gefährdet weniger gehtüchtige Mitmenschen, und wer seinen Köter in den Park scheißen lässt, handelt ebenso verantwortungslos wie derjenige, der heiße Grillkohle auf den Rasen schüttet oder Bierflaschen zerdeppert.

Je mehr Menschen auf engem Raum zusammenkommen, desto wichtiger ist, dass sich alle an die Regeln halten, die ein vernünftiges Miteinander garantieren – in jeder Disco ist das anerkannt, nur im Park glauben viele, die Sau rauslassen zu dürfen. Den Vogel schießen dabei manche Linksradikale ab, die die viel zu selten auftauchenden Mitarbeiter vom Ordnungsamt attackieren. Leute: Sozial ist nicht, wenn jeder seinen Dreck überall liegenlassen kann, sozial ist, wenn sich nicht nur Reiche im Grünen tummeln können!

Dafür braucht Berlin Parks, die diesen Namen verdienen. Vielleicht spielt ja, trotz des Klimawandels, mal das Wetter mit: Ein kühler, feuchter Sommer wäre für die Parks ein Segen.

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