Pauli soll sich schnell entscheiden

„Freie Wähler“ führen Gespräche mit CSU-Landrätin. Diese müsse aber rasch beitreten: „Wenn sie politisch totgeprügelt ist, macht ein Wechsel zu uns keinen Sinn mehr“

MÜNCHEN taz ■ Und wieder gibt es ein neues Kapitel in Sachen Gabriele Pauli: Die CSU-Politikerin, derzeit noch Landrätin im Kreis Fürth, steht in Gesprächen mit den Freien Wählern (FW) – was die Christsozialen in Aufruhr versetzt. FW-Chef Hubert Aiwanger bestätigte der taz, dass es ein Treffen zum Kennenlernen gab und seine Gruppierung „integrationsbereit“ sei. Pauli, die in der CSU bereits nach ihren latexlastigen Modefotos stärker denn je kritisiert wird, sprach von „interessanten Gesprächen“. Die CSU-Spitze quittierte dies prompt mit Austrittsforderungen.

Aiwanger betonte mit Blick auf die andauernden Querelen um Pauli allerdings auch, dass die Freien Wähler keine bedingungslose Übernahme anböten: „Es kommt darauf an, was sie uns bringen würde – und auf Paulis Verweildauer bei der CSU“, so der FW-Chef, der von Pauli Rückkehr zur Sachpolitik und eine schnelle Entscheidung fordert. „Wenn sie irgendwann politisch totgeprügelt ist, macht ein Wechsel zu uns keinen Sinn mehr.“ Eine Kandidatur Paulis zur CSU-Vize beim Parteitag im September hält Aiwanger für keine geeignete Grundlage einer Zusammenarbeit mit seiner Gruppierung. „Wenn sie dort scheitert, wird es natürlich schwierig, sie bei uns aufzunehmen.“

Vor einigen Tagen hatte der CSU-nahe Politologe Heinrich Oberreuter orakelt, Pauli könnte für die Freien Wähler bei der Landtagswahl 2008 zum Zünglein an der Waage werden. „Sie könnte mit ihrer Bekanntheit die 0,2 Prozentpunkte Ausschlag geben, die zwischen 4,9 und 5,1 Prozent entscheiden.“ Bei der letzten Wahl hatten die Freien Wähler mit 4,3 Prozent den Einzug in den Landtag verpasst.

FW-Chef Aiwanger glaubt indes nicht an einen zwingenden Pauli-Faktor bei der Wahl. Natürlich schätze man Paulis Erfahrung aus 18 Jahren Landratsarbeit und ihre Popularität. „Aber genau diese Bekanntheit ist auch ein Risiko – Pauli kann uns runterziehen auf 4 Prozent oder auf 10 Prozent heben, das kann ich noch nicht endgültig abschätzen.“ Der 36-jährige Agraringenieur aus Niederbayern zweifelt auch abseits der Pauli-Diskussion nicht an einem Parlamentseinzug seiner Freien Wähler. „Die CSU steht im Ganzen neben der Realität. Die Gesellschaft ändert sich, aber dieser Machtklotz Staatspartei blieb unverändert und verkrustet immer mehr.“

Die Freien Wähler in Bayern seien dagegen frei von allen Grundsatzideologien und rein an Sachfragen orientiert, behauptet Aiwanger, der allerdings wegen seiner oft markigen Sprüche selbst nicht unumstritten ist in seiner Wahlgruppierung. „Die Freien Wähler lehnen den Transrapid zum Münchner Flughafen ab“, sagt er. „Nur wenn er der Wirtschaft konkret Aufträge bringt, stimmen wir zu. Ansonsten sagen wir: Geldverschwendung und unnützes Prestige.“

In Koalitionsfragen geben sich die Freien Wähler, die in Bayern jeden dritten Bürgermeister stellen, ebenfalls pragmatisch: „Wir haben Schnittmengen mit Rot, Grün, Gelb und Schwarz“, so Aiwanger. „Derzeit eint uns kleine Parteien aber natürlich ein gemeinsamer Gegner: die CSU.“ MAX HÄGLER