Ein, zwei, viele Probleme

ATOMENERGIE I Das Problem ist größer als die Endlagersuche: Kampagne zu Existenz und Entsorgung von strahlenden Hinterlassenschaften

Mit einer „anti-atomaren Hafenrundfahrt“ in Hamburg und einem Straßentheaterstück in Braunschweig haben Umweltschützer am Wochenende die bundesweite Kampagne „Atommüll-Alarm“ gestartet. Mit Hunderten Veranstaltungen und Aktionen wollen Initiativen und Verbände bis Ende des kommenden Monats Oktober darauf aufmerksam machen, dass an zahlreichen Orten in Deutschland radioaktive Abfälle transportiert werden oder lagern. Koordiniert werden die Aktivitäten von einem Büro im Umweltzentrum Braunschweig aus.

Kampagnen-Sprecher Peter Dickel kritisierte gestern, die Bundesregierung und die politischen Parteien verengten die Entsorgungsdebatte auf die Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Müll. Tatsächlich gebe es aber „unzählige akute Probleme und Gefahren im ganzen Land“, so Dickel. Auf deutschen Autobahnen, Schienen und Wasserstraßen werde fast täglich nuklearer Schrott transportiert. Genehmigungen für Zwischenlager liefen aus oder würden von Gerichten für ungültig erklärt, atomare Abfälle lagerten derweil mancherorts auf Hausmülldeponien.

Zum Auftakt ihrer Kampagne haben die Organisatoren auch die nach eigenen Angaben bislang umfassendste Bestandsaufnahme von radioaktiven Abfällen in Deutschland ins Internet gestellt. Die Dokumentation mache deutlich, „dass wir nicht ein Atommüll-Problem, sondern viele Atommüll-Probleme haben“, sagte Mitverfasserin Ursula Schönberger von der atomkraftkritischen Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad. Der Bericht – den es auch in gedruckter Form gibt – listet rund 90 Standorte auf, an denen nuklearer Brennstoff produziert wird und an denen radioaktive Abfälle gelagert werden.  (epd)

Die Kampagne im Internet: www.atommuell-alarm.info