UNTERM STRICH

Für Christinnen und Christen wird es nach Ansicht des Geistlichen Vizepräsidenten des hannoverschen Landeskirchenamtes, Arend de Vries, immer schwieriger, sich Urteile auf Grundlage der evangelischen Ethik zu bilden: „Christen, die sich ihr Leben lang für Gewaltfreiheit eingesetzt haben, finden sich angesichts der Gräueltaten des Islamischen Staates plötzlich in einer Reihe mit denen, die dringend Waffenlieferungen an die Kurden fordern“, schreibt de Vries in einem Gastkommentar für die in Hannover erscheinende Evangelische Zeitung vom Sonntag. Im Blick auf die Ukraine und das Handeln Russlands falle es ebenfalls schwer, strikt auf Verhandlungen zu setzen. Mit ihrer Ablehnung des assistierten Suizids wiederum stehe die evangelische Ethik einer Gesellschaft gegenüber, die plötzlich Selbsttötung als Ausdruck völliger Autonomie propagiert. Eine selbstständige ethische Urteilsbildung sei das Vorrecht des freien Christenmenschen. „Aber das ist manchmal auch unendlich schwer und eine große Last.“