Überall Baustellen

Werder Bremen besiegt den 1. FC Nürnberg nur mühsam mit 1 : 0. Im Titelrennen bleiben die Bremer damit, können aber nach einer bösen Verletzung von Abwehrchef Per Mertesacker kaum auf bessere Zeiten hoffen

Wenn Werder-Trainer Thomas Schaaf über die Meisterschaft redet, dann wird aus dem ernsthaften Realisten auf einmal ein optimistischer Mensch. „Es ist ein offenes Rennen bis zum Schluss“, sagte er nach dem mühsam erkämpften 1 : 0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg, und das klang allenfalls theoretisch einleuchtend. Praktisch aber war es der Gesichtsausdruck von Sportdirektor Klaus Allofs, der Auskunft darüber gab, was an jenem Sonntag im Weser-Stadion passiert war: Die Probleme, die Werder den Endspurt in der Bundesliga erschweren, sind mehr geworden, obwohl das Team mit zwei Punkten Abstand auf Spitzenreiter Schalke im Titelrennen dabei bleibt.

Die jüngste Hiobsbotschaft: Abwehrchef Per Mertesacker wird für drei bis vier Wochen ausfallen, nachdem er sich in der Partie gegen Nürnberg einen Meniskuseinriss zugezogen hat. „Das wiegt schwer“, sagt Allofs, zumal die Liste der Verletzten bereits lang ist und Trainer Schaaf am Sonntag mit Petri Pasanen bereits ein Rechtsfuß auf der linken Abwehrseite aufstellen musste.

Dazu kommt der nach wie vor schwache Sturm um den im Formtief gefangenen Miroslav Klose. Und auch im Mittelfeld ging kaum was gegen Nürnberg: Mangels Anspielstationen versuchten die Bremern in der ersten Halbzeit, vor allem mit langen Bällen aus der Abwehr heraus zu Torchancen zu kommen – erfolglos. Nach der Pause profitierte Werder gegen die abwehrstarken Nürnberger dann von kämpferischer Überlegenheit. Zum Siegtreffer in der 75. Minute staubte dann der kurz zuvor eingewechselte Markus Rosenberg elegant mit der Hacke ab, nachdem Hugo Almeida an den Pfosten geköpft hatte. Klose stand daneben – und kam wie so oft am Sonntag einen Schritt zu spät.

Das änderte sich in der Schlussminute, in der ausgerechnet Klose nach einem Bremer Konter alleine aufs Nürnberger Tor zu lief – und gebremst wurde durch den Schlusspfiff von Schiedsrichter Michael Weiner. Der Schiedsrichter hätte in diesem Moment „ruhig mehr Fingerspitzengefühl“ zeigen können, meinte Torsten Frings nach dem Spiel. Die Lage muss sensibel sein für Klose nach inzwischen 1.122 torlosen Minuten.

Zumal Klose immer noch offen lässt, ob er weiter bei Bremen bleibt oder ins Ausland wechselt. Das gleiche gilt für Frings. Werders Sportdirektor Klaus Allofs würde beide Spieler gerne behalten und drängt dennoch der Planungssicherheit wegen auf eine möglichst schnelle Entscheidung.

Baustellen hat Werder momentan genug. Und kaum Zeit, zum Durchatmen: Am kommenden Donnerstag ist Viertelfinale im Uefa-Cup. Der Gegner ist der offensiv starke AZ Alkmaar.Klaus Irler