IHRE ABLEHNUNG DER US-BESATZER EINT SUNNITEN UND SCHIITEN IM IRAK
: Irak den Irakern

Als das Saddam-Hussein-Denkmal in Bagdad vor vier Jahren vom Sockel gestürzt wurde, brüstete sich Washington, ein despotisches Regime der schlimmsten Sorte zu Fall gebracht zu haben. Über den Charakter dieses Regimes bestand wenig Zweifel: Saddam Hussein hatte das irakische Volk mit Hilfe seines Machtapperats zu seinen Geiseln gemacht und jeden Widerstand mit Folter und Mord im Keim erstickt. Niemand konnte sich vorstellen, dass die Lage noch schlimmer werden könnte.

Doch für viele ist es weitaus schlimmer gekommen. Während damals zumindest jeder, der sich politisch fügte, einem normalen Alltag nachgehen konnte, ist heute im Irak niemand mehr seines Lebens sicher. Man lebt dort ständig mit der Angst, im nächsten Moment getötet zu werden. Der Bürgerkrieg tobt immer härter und droht das Land in Stücke zu zerreißen.

Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, wenn der Ruf „Irak den Irakern“ immer mehr Zustimmung findet – selbst dann, wenn er von einem Radikalen wie Muktada al-Sadr stammt. Die Verantwortung dafür, dass es so weit kommen konnte, liegt allein bei den USA und ihren Verbündeten. Ihre Vorstellung, man könne aufgrund der eigenen militärischen Überlegenheit alles mit Gewalt durchsetzen, hatte fatale Folgen – nicht nur für den Irak, sondern für die gesamte Region. Für Terroristen in aller Welt war diese Strategie ein Geschenk des Himmels: Von so viel Zulauf und so breiter Unterstützung hatten sie zuvor nicht einmal zu träumen gewagt. Dasselbe gilt für radikale Islamisten, bei Schiiten wie Sunniten – sie konnten die moderaten Kräfte an den Rand drängen.

Die USA stecken bis zum Hals im irakischen Schlamm fest. Fragt sich, was noch geschehen muss, bis die Führung in Washington endlich Konsequenzen aus ihren Fehlern zieht. Die Aufstockung der Militärkräfte, die Präsident George W. Bush plant, und sein Festhalten an einer Strategie der Gewalt werden die Katastrophe nur noch vergrößern. Falls die USA mit einem blauen Auge davonkommen wollen, müssen sie ihre Niederlage eingestehen und schleunigst einen glaubhaften Abzugsplan vorlegen. Auch wenn unklar ist, was danach kommt. BAHMAN NIRUMAND