André Schubert, Fußballlehrer
: Einfach nur ein Trainer

■ 39, studierte Sport und Germanistik, koordinierte die Nachwuchsarbeit in Nordhessen und später beim SC Paderborn. Foto: dpa

Von den Kandidaten, die als Nachfolger des St.-Pauli-Trainers Holger Stanislawski gehandelt wurden, seit dieser Mitte April seinen Abgang aus Hamburg erklärt hat, ist der nun Auserkorene sicher das unbeschriebenste Blatt. Mike Büskens, „Pele“ Wollitz und Marcel Koller – zu diesen Trainern hatten Fußballinteressierte zumindest ein Bild im Kopf. Aber André Schubert? Viel hat zuletzt am Millerntor nicht geklappt, aber mit der Verpflichtung des 39-jährigen Trainers des SC Paderborn hat der FC St. Pauli einen Überraschungscoup gelandet, der die Hamburger Boulevard-Presse, auf dem falschen Fuß erwischte. Die hatte sich auf den Erstliga-erfahrenen Koller festgelegt.

Die Verantwortlichen des mutmaßlichen Bundesliga-Absteigers haben der Versuchung widerstanden, bei ihrer Entscheidung zu viel Wert auf die Sekundärtugenden zu legen, die Stanislawski neben seiner fachlichen Kompetenz auch alle beherrschte: Volksnähe, Schlagfertigkeit und Mutterwitz. Eine „Stani“-Kopie wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Rein äußerlich, mit Glatze, Jeans und Kapuzenshirt, sind sie sich zwar ähnlich. Und den Fußballlehrer-Schein haben beide als Beste ihres Jahrgangs gemacht. Da hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf.

Schubert hat keine Profikarriere vorzuweisen, dafür den Trainerjob von der Pike auf gelernt. Er war Co-Trainer von Jugendmannschaften des DFB, wurde 2006 sportlicher Leiter beim damaligen Drittligisten SC Paderborn und wechselte 2009 kurz vor Saisonschluss auf den Trainerstuhl, um den Aufstieg zu sichern. Im ersten Zweitliga-Jahr führte er den Klub auf Platz fünf und auch in dieser Saison hat er trotz kleinstem Etat den Klassenerhalt frühzeitig gesichert.

Schubert weiß also, wie man mit jungen Spielern ein Team aufbaut, das finanziell besser ausgestattete Mannschaften hinter sich lässt. Wenn er das auch beim FC St. Pauli schafft und den anstehenden Umbruch erfolgreich meistert, dann wird der Verein es auch verkraften, dass keine Kultfigur mehr auf der Trainerbank sitzt, sondern nur noch ein einfacher, talentierter Fußballlehrer.RALF LORENZEN