Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Grad noch hatte ich Lust, mich zu streiten. Dann aber zur Einstimmung auf das morgige Konzert Sufjan Stevens’ im Admiralspalast seine Platte „The Age Of Adz“ (2010, Asthmatic Kitty) aufgelegt … Schon mit den ersten Tönen wollt ich so recht eigentlich nur noch fliegen. Der Grenzen des Folks wie der elektronischen Musik sprengende Sound des Amerikaners lullt dabei gar nicht realitätsflüchtend ein, vielmehr verlangt Stevens’ Musik Aufmerksamkeit und belohnt diese mit überraschenden harmonischen Wendungen, die tatsächlich etwas Erhabenes vermitteln. Da tritt die aus Banalitäten gespeiste Aggression alltäglicher Prägung einfach mal in den Hintergrund. Auf den ersten Blick simpler erscheinen die bei wiederum genauerem Hinhören recht elaborierten Stücke der holländischen Avantgarde-Rocker von De Staat. Mit ihrem zweiten, noch ganz frischen Album, „Machinery“, sind sie derzeit auf Tour. Am Montag im Crystal stell ich mir ein zwar ausgelassenes, aber auch etwas ratlos dreinschauendes Publikum vor, das zu verarbeiten versucht, was es da hört. Tom Waits? Eagles of Deathmetal? Eine sehr spannende Mischung wird das auf jeden Fall.

Auf dem Instrument des Monats, der Ukulele, wird am Mittwoch der Kanadier Matthias Kom, begleitet von einer nicht immer ganz übersichtlichen Menge Freunden und Kollegen unter dem Bandnamen The Burning Hell im Ballhaus Ost so manch schöne Ballade präsentieren. Tags darauf wird das Tempo wieder etwas angehoben: Im Kaffee Burger, dass inzwischen so von Touristen durchgelatscht ist, dass es bald wieder ein Geheimtipp wird, spielt die Klezmer-Balkan-Tanzkapelle Die Grine Kuzine ihre mitreißenden Lieder. Das letzte Wort hat Matthias Kom: „I’m so tired of playing music / don’t wanna play music anymore. / I wanna work in a bank / I wanna work in a store.“

■ Sufjan Stevens: Admiralspalast, Sa., 21 Uhr, VVK: 27–40 €

■ De Staat: Crystal, Mo., 21 Uhr 13 €

■ The Burning Hell + Susie Asado: Ballhaus Ost, Mi., 20 Uhr, 10 €

■ Die Grine Kuzine: Kaffee Burger, Do., 21 Uhr, 5 €