Bloß keine Zelte

HILFE Die Sozialdeputation diskutiert über Probleme mit Flüchtlingen. Bei der Suche nach Unterkünften ist es mit einem Dach über dem Kopf nicht getan

„Bevor man Zelte in Erwägung zieht, muss man an Kirchengemeinden und Sporthallen denken“

PETRA KRÜMPFER, SPD

Eine völlig überfüllte Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge (Zast), verzweifelte MitarbeiterInnen, aufgebrachte Sportvereine – Bremen kommt den steigenden Flüchtlingszahlen organisatorisch kaum nach, so das Bild mehrerer Presseberichte. Und dann noch diese eine Gruppe junger Flüchtlinge, die Nacht für Nacht randaliert und die Polizei auf Trab hält. Dass solche Aktionen alle Flüchtlinge, mit denen man sonst gute Erfahrungen mache, in Verruf bringen würden, befürchteten die PolitikerInnen: In einer Sitzung der Deputation für Soziales, Kinder und Jugend in der vergangenen Woche war all das ein großes Thema.

Angesetzt war eigentlich nur ein Routinebericht. 200 Flüchtlinge sind im vergangenen August laut der Sozialbehörde in Bremen angekommen. Im gesamten Jahr 2011 waren es 202. In der Zast gab es im Juli 38 Neuzugänge, im August 47. In den ersten elf September-Tagen kamen bereits 30 neue Flüchtlinge an. Die Aufnahmestelle ist überfüllt.

Angesichts der Enge in der Zast merkte die CDU-Sozialpolitikerin Sigrid Grönert an, dass auch Zelte sinnvoll sein könnten. Im Falle eines Brandes würde es sonst zu einer Katastrophe kommen. Für diesen Vorschlag hagelte es jedoch Kritik. „Wir wollen Zelte so lange wie möglich vermeiden“, sagte Senatorin Anja Stahmann (Grüne). Erst kürzlich hatten in Hamburg-Harburg drei Zelte für Aufregung gesorgt, die die Innenbehörde neben der dortigen Zast aufstellen lassen hatte.

Petra Krümpfer von der SPD sagte: „Bevor man Zelte in Erwägung zieht, muss man an Kirchengemeinden und Sporthallen denken.“ Die Bereitschaft zur Hilfe sei vorhanden, so lange man den Institutionen die Probleme nicht „überstülpen“ würde. Der taz sagte Krümpfer, die Sozialbehörde müsse zum Beispiel in persönlichen Gesprächen mit den Vorsitzenden des Landessportbundes um Hilfe bitten. In Bezug auf die beiden CDU-Abgeordneten in der Deputation sagte sie: „Die müssen in ihren Kirchengemeinden dafür werben, dass Räume zur Verfügung gestellt werden.“

Das scheint aber leichter gesagt als getan. Britta Ratsch-Menke vom ökumenischen Verein „Zuflucht“ der Kirchen in Bremen sagt: „Es gibt keinen großen Leerstand, der zur Verfügung gestellt werden könnte.“ Es sei auch nicht jeder Gemeinderaum geeignet: „Da sind ja oft gar keine Duschen vorhanden.“

In der Deputationssitzung ging Senatorin Stahmann auch auf die delinquenten minderjährigen Flüchtlinge ein. Man wolle ein Konzept entwickeln, um mit solchen Jugendlichen umzugehen. Stahmanns Sprecher Bernd Schneider sagte der taz, es könne sich bei diesem Konzept zum Beispiel um eine neue Einrichtung handeln, die besonders qualifiziert dafür sei, Jugendlichen zu helfen, sich in soziale Strukturen einzufinden. Auf Anfrage der CDU teilte Stahmann mit: „Das Konzept wird in weniger als einem Jahr stehen.“Catiana Krapp