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: Im Schatten von Marx und Engel

Was der alte Marx wohl sagen würde, wenn der wüsste … aber leider wird er nie erfahren, was seine Ideen bewirkten. Oder doch?

Alter: ab 7 Jahren

Story: Als Maria und Victor im Schatten des Berliner Marx-Engels-Denkmals ihre Flohmarkt-Sachen ausbreiten, wehen ein paar alte DDR-Geldscheine davon. Maria rennt hinterher und blickt in ein strenges Gesicht mit Rauschebart: Vor ihr steht der leibhaftige Karl Marx! Es ist 1849, sie sind in London. Im Straßendreck sitzen Bettler, Pferdedroschken poltern durch die Gassen, bleiche Kinder tragen schwere Stoffballen. Marx nimmt Maria mit zu seiner Familie. Hier ist gerade ein Pfandleiher dabei, alles leer zu räumen. Mit den Geldscheinen vom Flohmarkt kann Maria Hab und Gut der Familie Marx retten: Ohne Schein kein Sein! Nach und nach erfährt sie von den Ideen, die Marx und Engels hatten. Und von deren Folgen. Als sie wieder bei Marx landet, kann sie ihm einiges berichten. Was er dazu sagt? Selber lesen!

Leserausch: Durch die ansprechende Gestaltung und die abwechslungsreiche Handlung gelingt es, viel Wissenswertes angenehm zu vermitteln. Mit der Kollagetechnik, die das Autorinnenteam auch bei den zuvor erschienenen Büchern (Liebermann, Einstein, Mozart) anwandte, wird Dokumentarisches und Fiktives miteinander vereint. Sie kombinieren alte Fotografien, Stadtpläne und Dokumente mit den gemalten Bilderbuchfiguren zu einem Bild. Die von Trickfilmen adaptierten Überblendungen von einer Zeitebene auf die andere wirken etwas holprig. Potter-Faktor 2

Weltwissen: Carbon/Lücker nutzen biografische Details, um Marx und seine Familie lebendig werden zu lassen. Mit drögem Lebenslauf hat das nichts zu tun. Das Buch veranschaulicht die Ideen von Marx und zeigt, was sie mit unserer Gegenwart zu tun haben. Komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge werden auf die Größe kindlicher Lebensrealität geschrumpft und leicht nachvollziehbar. Kleinere Texte in roten Kreisen erweitern den Erzähltext mit Sachinformationen. Marias Entdeckungen regen zum Weiterdenken an: Bekommt ein Arbeiter genug Geld für das, was er tut? Warum herrschen woanders auf der Welt Verhältnisse wie bei uns im 19. Jahrhundert? Warum gibt es heute noch Kinderarbeit? Was haben die Ideen von Marx mit der Berliner Mauer zu tun? Ob sich jedoch der Schokoladenkonsum desjenigen verändern wird, der erkannt hat, wie viel Ungerechtigkeit in einer Tafel liegt? Pisa-Faktor 4

Bekommt 3 Wildeisen: Lohnt sich! SARAH WILDEISEN

Sabine Carbon, Barbara Lücker: „Ohne Schein kein Sein. Maria rettet Karl Marx“. Illustriert von Maren Barber. Edition SABA, 15 €