hamburger szene
: Whutta you lukkin at may?

Auf dem Kiez, mitten in der Nacht. Eine Gruppe von fünf oder sechs jungen Männern und Frauen gehen Arm in Arm und laut den „Tanz der Moleküle“ singend die Reeperbahn entlang. „Uuu-u-u-u-u-uuu.“ Sie sind ziemlich betrunken. Trotzdem singen sie mehrstimmig und gar nicht mal so schlecht. Drei Männer kommen ihnen entgegen, zeigen auf sie und lachen laut. Der Gesang verstummt und einer aus der Gruppe sagt in breitestem Manchester-Englisch: „Whut the fukk ar you lukkin at may yu fukkin bastird?“

Das Lachen des Angesprochenen verstummt, er kommt auf den Engländer zu und fragt: „Hast du mich gerade Bastard genannt?“ Es folgt ein Moment peinlicher Stille. So als würde dem einen klar, dass der andere ihm für diesen Spruch gleich fürchterlich eins in die Zähne geben wird. Doch dazu kommt es nicht. Die Unbeteiligten beider Gruppen sind sich schnell einig, die Situation nicht eskalieren lassen zu wollen. Sie bringen die beiden Noch-nicht-ganz-Streithähne auseinander, reichen Bierflaschen rum, bieten Kippen an, reißen Witze, umarmen sich. Typisch Kiez eben.

Der Beleidigte und seine Kumpels ziehen bald weiter. Als sie außer Reichweite sind, wird der Englischsprechende zurechtgestutzt. „Hast du sie noch alle? Mann, wir sind hier aufm Kiez, da kannst du doch nicht so eine Sache bringen!“ Er guckt betreten zu Boden, dann sagt er: „I know. The words just slipped out of my mouth.“ Typisch Alkohol.MARTIN SPIESS