heute in bremen
: „Man muss irgendwo anfangen“

Integration beim Tee: Frauen von Belladonna und der Mevlana-Moschee besuchen sich

taz: Frau Cengiz, Sie besuchen heute mit einer Gruppe von Frauen Ihrer Moschee das Frauenzentrum Belladonna. Was ist daran interessant für Sie?

Halime Cengiz, Leiterin der Frauen- und Mädchenarbeit in der Mevlana-Moschee: Ich denke, es könnte vielen gefallen, weil nur Frauen dort sind und es viele Weiterbildungsangebote gibt. Umgekehrt waren ja viele Frauen auch noch nie in einer Moschee, das ist der zweite Teil des Besuchs.

Machen die Männer auch solche gegenseitigen Besuche?

Wir haben auch gemischte Veranstaltungen, zum Beispiel zusammen mit der Volkshochschule. Da geht es um Jugendkriminalität oder Essstörungen.

Ist Gewalt gegen Frauen auch ein Thema?

Ja, sicher. Aber das hat nichts mit Religion zu tun, die wird von manchen Leuten als Alibi benutzt.

Wie kommt es, dass Ihre Moschee so aktiv im interkulturellen Austausch ist?

Das liegt daran an, dass wir eine Ditib-Moschee sind, also quasi staatlich. Der Vorbeter hat den Auftrag, den Dialog zu fördern und die Gemeinde zu ermutigen, sich zu öffnen. Es müssen aber immer auch Menschen da sein, die dazu bereit sind und andere mitziehen können. Es gibt in vielen Moscheen genügend Frauen, die gut Deutsch sprechen und etwas tun möchten. Sie wissen oft nur nicht, wo sie anfangen sollen.

Gibt es ein Thema, das Ihnen gerade am Herzen liegt?

Die Ausbildungssituation von Jugendlichen. Es kann nicht sein, dass jemand von vorneherein abgelehnt wird, weil er einen ausländischen Namen oder schwarze Haare hat. Und bei den Mädchen heißt es oft, die heiratet ja eh in zwei Jahren. Interview: eib