HUMORKRITIKER: AHNUNGSLOSER ALS JEDER ELEKTRIKER

Ein weitverbreitetes Phänomen im Journalismus ist, dass sich immer die Ahnungslosesten über humoristische Literatur äußern. Dabei beherrschen die selbst ernannten Humorkritiker schon die einfachsten Begriffe nicht, um komische Techniken zu beschreiben. Es ist, als ob ein Elektriker ständig Ohm, Volt und Ampere verwechselt – und peng!, schon fliegt die Sicherung heraus. So kommt dann ein Satz zustande, wie ihn der dpa-Kritiker Axel Knönagel gestern über Edward St. Aubyns Satire „Der beste Roman des Jahres“ verbreitete: „Bei den Lesern schlägt anfänglicher Spaß unterschwellig in Spott und Kritik um, und genau eine derartige Schmähung ist ja das Ziel von Satire.“ Das sollte Knönagel mal vorführen, wie Spaß unterschwellig umschlägt. Vermutlich ist dieser unterschwellige Spaß irgendwo in der Gegend des Blinddarms angesiedelt. Dass allerdings das Ziel von Satire „Schmähung“ sein soll, ist völliger Blödsinn, und der ist eindeutig im Knönagel’schen Kleinhirn beheimatet. Ziel einer Satire ist es lehrbuchgemäß, gesellschaftliche Missstände oder persönliche Dummheiten überspitzt darzustellen, um diese Mängel anzuprangern. Eine Schmähung hingegen bedeutet die Beleidigung, Herabwürdigung oder Verächtlichmachung eines Einzelnen und hat als üble Nachrede juristische Konsequenzen. Bevor wir also zu einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe verurteilt werden, brechen wir hier besser die Kritik am komischen Kritiker Knönagel ab.