Heidelinde Leutgöb, Jugendtheater-Leiterin
: Geschichten für’s Heute

HEIDELINDE LEUTGÖB, 35, studierte Theaterwissenschaften in Wien und war zuletzt am Landestheater Linz. Foto: Archiv

Prestigeträchtig war das Kinder- und Jugendtheater in den vergangenen Jahrzehnten eher selten. Aber da hat sich was verändert. 2005 beispielsweise gründete das Hamburger Schauspielhaus eine eigene Sparte für Kinder- und Jugendtheater und in Osnabrück stellte man gar eine Bürgerstiftung auf die Beine, um 2006 die Sparte wieder zu beleben. Es scheint ein Trend zu sein, und der kommt nun auch am Schauspiel Hannover an: Ab kommender Spielzeit gibt es dort das „Junge Schauspiel Hannover“, ebenfalls organisiert als eigene Sparte mit eigenem Etat und eigener Leitung.

Übernehmen wird diese die 35-jährige Heidelinde Leutgöb, die bislang das Kinder- und Jugendtheater am Landestheater Linz geführt hat. Dabei ist es nicht nur der kommode Etat in Höhe von jährlich rund 1,5 Millionen Euro, an dem die erhöhte Wertschätzung des Kinder- und Jugendtheaters in Hannover abzulesen ist. Es ist auch der Anspruch, mit dem Leutgöb an ihre neue Aufgabe herangehen will: „Früher hat man das Kinder- und Jugendtheater als Veranstaltung für das Publikum von morgen gesehen. Wir aber machen Theater für das Publikum von heute.“

Dabei wird Leutgöb beim Bühnenprogramm zweigleisig fahren: Einerseits sind Stücke geplant, die von Profis auf die Bühne gebracht werden – beispielsweise eine Adaption des Romans „Clockwork Orange“. Andererseits gibt es Stücke, bei denen Kinder und Jugendliche unter professioneller Anleitung selbst spielen: Momentan probt etwa Marc Prätsch mit jungen LaienschauspielerInnen Shakespeares „Romeo und Julia“. Die Premiere am 21. September wird zugleich die Eröffnung des Jungen Schauspiel Hannover markieren.

Leutgöb sagt, das Kinder- und Jugendtheater müsse „Geschichten erzählen, die etwas mit den Jugendlichen zu tun haben. Es muss ernst nehmen, wie Jugendliche die Welt sehen.“ Was auch bedeutet: Geplant ist ein Programm, das auf die Situation vor Ort reagiert. Wie die Situation in Hannover ist, wird Leutgöb in den nächsten Monaten herausfinden. Klar ist nur: „Hannover ist eine Großstadt. Da gibt es andere Probleme als in einer kleineren Stadt wie Linz.“ KLI