…WAS MACHT EIGENTLICH ... Sahra Wagenknecht?
: Paris Hilton ignorieren

Es ist ein zwiespältiges Vergnügen, eine Kommunistin zu beneiden. Erst recht, wenn es sich um Sahra Wagenknecht handelt. Die Antikapitalistin zersetzt das kapitalistische System bekanntlich von einem EU-Parlamentariersessel in Brüssel aus. Die großen Themen haben es ihr angetan, die Zukunft der Arbeit beispielsweise. Darunter macht sie es selten. Das erklärt auch ihre jüngste Äußerung.

In der RBB-Sendung „Klipp und Klar“ ging es am Dienstagabend um die Besteuerung von Erbschaften. Als bekanntestes Beispiel eines Menschen, der auf diese Art mühelos an viel Geld gekommen ist, gilt die Hotelerbin Paris Hilton. Auf die Mittzwanzigerin angesprochen, antwortete Wagenknecht: „Ich weiß nicht, wer das ist.“

Warum ist das beneidenswert? Weil Wagenknecht lebt, wofür sich viele Menschen zu schwach fühlen: Sie lässt das mediale Getöse über die Bohlens, Klums und Hiltons dieser Welt schlicht an sich abgleiten. Kein unnützes Wissen über Schwangerschaften, Trennungsgerüchte und Sexvideos beschwert die Gedanken der Kommunistin. Doch leider birgt Wagenknechts Fähigkeit zur selektiven Wahrnehmung eine Schattenseite: Ignoranz.

Mit ihren Berliner Genossen von der Kommunistischen Plattform beschimpft sie regelmäßig die Parteimehrheit, die den totalitären Sowjetsozialismus hinter sich gelassen hat. Im „frühen Sozialismus“ habe es nun mal kleine Fehler gegeben, die DDR war kein „Unrechtsstaat“. Deshalb spricht sie auch nicht von dessen Opfern. Sie weiß nicht, wer das ist. MLO FOTO: AP