unterm strich
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Andere Länder, andere Sitten: Nicht dass wir an dieser Stelle Verständnis für die thailändischen Zensurbehörden äußern wollen, die „Sang Satawat“ („Syndromes and a Century“), den neuen Film des Regisseurs Apichatpong Weerasethakul, so stark zusammengekürzt haben, dass Weerasethakul ihn nun zurückgezogen hat. Interessant ist, was die Zensoren zu beanstanden hatten und mit welcher Begründung. „Sang Satawat“ spielt Krankenhaus irgendwo in der thailändischen Provinz, und die vier Szenen, die Weerasethakul streichen sollte, zeigen einen Mönch, der Gitarre spielt, eine Gruppe von Ärzten, die im Krankenhaus Whisky trinken, einen Arzt, der seine Freundin im Umkleideraum küsst, und zwei Mönche, die mit einer ferngesteuerten fliegenden Untertasse spielen. „Diese Szenen sind unschicklich“, wird ein Arzt zitiert, der Mitglied der Zensurkommission ist. „In einem Krankenhaus Whiskey zu trinken, ist kein professionelles Verhalten eines Arztes“, sagte er. „Sicher dürfen Ärzte ihre Freundin küssen. Aber sie sollten das zu Hause machen. Im Krankenhaus ist es unschicklich.“ Weerasethakul ist der renommierteste Filmregisseur Thailands, „Sang Satawat“ war beim Filmfestival von Venedig mit einem Preis ausgezeichnet worden.

Und noch ein Preis (den man auch ablehnen kann): Der Romancier und Essayist György Konrád erhält dieses Jahr den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen. Damit werde Konráds hervorragendes Eintreten für die Würde und Rechte jedes einzelnen von Verfolgung, Deportation und Vertreibung betroffenen Menschen gewürdigt, teilte das Zentrum in Wiesbaden mit. Die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen ist vom Bund der Vertriebenen gegründet worden.