Alle meine Entchen und ich

Schwimmteiche mit vollbiologischer Wasserreinigung sind für viele Gemeinden längst eine Alternative zum Freibad. Aber auch immer mehr Hausbesitzer lassen sich im Garten einen ökologischen Badeteich statt eines Swimmingpools anlegen

VON CHRISTOPH NEETHEN

Gabriele Friedrichs besitzt ein stattliches Einfamilienhaus mit einer großzügigen Terrasse und einem durch einen Holzzaun sichtgeschützten Garten. Das Zentrum des Idylls bildet ein Teich. Seine breiten Wasserläufe schlängeln sich um das Grundstück, Farne und Gräser bilden die Ufervegetation. Auf einem Steg steht ein Ensemble weißer Gartenmöbel. Das Gewässer ist eigentlich zu groß für Fische. Es ist ja auch ein Schwimmteich für Menschen.

Landschaftsbauer Stefan Dussny und seine Firma Klute Garten- und Landschaftsbau sind Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer (DGfnB). Für ihn sind Badeteiche eine Alternative zu konventionellen Schwimmbecken: „Solche Anlagen liegen mittlerweile auch bei solventen Privatpersonen im Trend, die sich sonst einen herkömmlichen Pool gebaut hätten. Sie zeugen von Umweltbewusstsein und sind ein neuer und beliebter Luxusartikel.“

Schwimmteiche versprechen ökologische Unbedenklichkeit und fügen sich optisch ansprechend in die Landschaft. Die Reinigung des Beckens erfolgt nicht durch aufwändige Technik oder Chemikalien. Das Wasser wird am Boden des Schwimmbereichs abgesaugt und in einem Regenerationsbecken durch Algen, Froschlöffel, Teichmummel und Flatterbinse pflanzlich gereinigt. Diese natürliche Kläranlage und die ständige Wasserbewegung ermöglichen Badespaß im Einklang mit der Natur.

Während des Internationalen Schwimmteich-Kongresses Ende Januar in Hannover wurde deutlich, dass viele Gemeinden mittlerweile die Vorteile vollbiologischer Badeanstalten erkannt haben. Schließlich reinigen sich die Anlagen quasi von selbst und sind nicht auf den Zusatz von Chlor angewiesen. Eine Tatsache, die auch der steigenden Zahl der Chlorallergiker entgegenkommt. Daneben sind die Betriebskosten geringer als für konventionelle Schwimmbäder. Und da die meisten Städte ihre Bäder erst sanieren, wenn der Putz bröckelt, kann ein Badeteich eine nachhaltige Investition darstellen.

Die DGfnB erstellt durch die Erfindung eines eigenen Gütesiegels Qualitätsnormen für Badeteiche und berät auch bei privaten Bauvorhaben. Was auf öffentlicher Ebene Sinn macht, erobert auch langsam Privatgärten der Oberklasse. Mittlerweile besitzen schon etwa vier- bis fünftausend Haushalte einen Schwimmteich, die meisten von ihnen in Süddeutschland und Österreich. Durch ihren Sitz in Lüneburg möchte die DGfnB auch norddeutsche Bauherren von den Vorzügen alternativer Schwimmbecken überzeugen – und sie an kompetente Hersteller weitervermitteln. Ein Vorhaben, das noch in den Kinderschuhen steckt: „In Bayern und Baden-Württemberg investiert man traditionell mehr in Gartenbau. Das muss sich ändern“, findet Dussny. Für einen 24 Quadratmeter großen Schwimmbereich werden inklusive Regenerationsbecken mit Wasserflora etwa 74 Quadratmeter Gesamtfläche benötigt. Diese Mini-Version des Schwimmteichs kostet 15.000 bis 20.000 Euro.

Entsprechend raten Anbieter davon ab, sich während des Umgrabens spontan in Eigenregie einen Schwimmteich in den Vorgarten zu buddeln. Ohne eine gründliche Bestandsaufnahme der geologischen Beschaffenheit des Terrains wird nichts genehmigt. Auch müssen strenge Hygienevorschriften erfüllt werden.

In Zeiten von hybridangetriebenen Limousinen und exklusivem Biofood ist Umweltbewusstsein damit endlich auch im eigenen Schwimmbecken finanzierbar. Der Liebe zur Natur sind kaum Grenzen gesetzt. Auch wenn Heike Wenig von der

DGfnB von Fischen und Enten im Badeteich aus hygienischen Gründen abrät, planschen viele Teichbesitzer mit den tierischen Badegästen. Der domestizierte Teich von Frau Friedrichs ist außerdem auch ein Zuhause für Seerosen. Die „bieten den Fischen Deckung“, freut sie sich. Wohl auch vor planschenden Menschen. Die sind der Natur dann plötzlich wieder ganz nah.