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Der aus Somalia stammende Schriftsteller Nuruddin Farah lehrt im Sommersemester 2007 als Samuel-Fischer-Gastprofessor an der Freien Universität Berlin (FU). Sein englischsprachiges Seminar „Narratives of Subversion“ beginnt am 17. April am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der FU statt, teilte die Hochschule am Donnerstag mit. Farah, 1945 geboren und 1974 ins Exil gegangen – er lebte und lehrte in den USA, in Deutschland, Italien, Nigeria, Sudan, Gambia und in Indien –, ist einer der bedeutendsten afrikanischen Autoren der Gegenwart; seit Jahren gehört er zu denen, die für den Literaturnobelpreis in Betracht gezogen werden. Seine Werke – unter anderem die Romantrilogien „Variations on the Theme of an African Dictatorship“ und „Blood in the Sun“ – wurden in 20 Sprachen übersetzt. In seinem Roman „Links“ (2003) schildert Farah das Leben eines Exilanten.

Während der Militärdiktatur unter Siad Barre, der Somalia bis 1991 beherrschte, wurde der Autor in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Seit 1999 lebt er in seiner Wahlheimat in Kapstadt in Südafrika. In seinen Romanen schreibt Farah über die politische Korruption vieler autoritärer Regime in Afrika; zugleich widmet er sich dem Verhältnis der Geschlechter; in „Blood in the Sun“ geht es auch um Genitalverstümmelung. Die Samuel-Fischer-Gastprofessur wird seit 1998 gemeinsam vom S. Fischer Verlag, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der FU Berlin und der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck vergeben. Bisherige Gastprofessoren waren neben anderen der Literaturnobelpreisträger Kenzaburo Oe, die Autorin Marlene Streeruwitz sowie der kubanische Filmemacher Fernando Pérez.

In seinem Buch „Terror und Trauma. Zur Gewalt des Vergangenen in der BRD“ beschreibt der Filmwissenschaftler Thomas Elsaesser, wie sich im Umgang des deutschen Kinos mit dem Nationalsozialismus eine entscheidende Verschiebung zugetragen hat: Immer mehr filmische Fiktionen rückten die Deutschen in die Opfer- statt in die Täterposition (siehe taz vom 5. 4.). Das neue Projekt von Max Färberböck bestätigt dies. Mit Nina Hoss in der Hauptrolle verfilmt der Regisseur „Anonyma“, das viel beachtete Tagebuch einer Berlinerin, die im Frühjahr 1945 von sowjetischen Soldaten vergewaltigt wurde. Das Medienboard Berlin-Brandenburg schießt 600.000 Euro zu. Färberböcks Spielfilm „Aimée & Jaguar“ handelte von der historisch verbürgten lesbischen Beziehung einer deutschen Hausfrau zu einer verfolgten Jüdin; in „September“ (2003) befasste sich Färberböck reichlich ungeschickt mit dem 11. September 2001.