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KURZKRITIK: HENNING BLEYL ÜBER GESAMTBRITISCHE MUSIKEinheit à la Purcell

Das muss man einem Intendanten erst mal nachmachen: Mit traumwandlerischer Sicherheit hat Musikfest-Chef Thomas Albert die Aufführung des „King Arthur“, Henry Purcells großartigem Großbritannien-Spektakel, auf den Tag des Schottland-Referendums gelegt. Während die Schotten – die zu Arthurs Zeiten noch als Pikten firmierten – über ihre Souveränität abstimmten, erschollen in der „Glocke“ barocke Jubelchöre, die die Einheit des Königreichs beschworen.

Zu Purcells Zeiten war der Konflikt zwischen den katholischen, aus Schottland stammenden Stuart-Königen und den anglikanischen Engländern präsent und brisant. Albert konterkariert seine politische Pointe – wobei wiederum intuitives Handeln unterstellt werden muss – freilich, in dem er mit „B‘Rock“ Musiker aus dem stets separationswilligen Flandern engagierte – hervorragende Musiker.

In Gegensatz zur potenziellen politischen Aufladung litt die optische Opulenz: Ein konzertanter „King Arthur“ raubt dem szenischen Gesamtkunstwerk die dekorativen, choreographischen und bühnentechnischen Dimensionen, die für Purcell essentiell waren. Politisch wäre er am Donnerstag hingegen hochzufrieden gewesen.

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