VON DRUCK, WAHN UND ZWANG
: Macht und Machen

Hajo Schiff

Was machen Menschen mit Macht? Was macht im Gegenzug Macht mit Menschen? Macht wird meist mit Herrschaft assoziiert, kommt aber erst einmal ganz neutral von der Fähigkeit, überhaupt etwas zu machen. Klingt wie ein gut funktionierendes Motto für eine gute Gruppenausstellung. Und genau darum handelt es sich, wenn die Jahresausstellung des Hamburger BBK von Videoinstallationen über Malerei zu Zeichnungen 19 Positionen Hamburger Künstlerinnen und Künstler von Amanda Andersen bis Gabriele Walter versammelt.

Das Spektrum reicht von der Keramik einer Druck ausübenden Hand (Jutta Heinsohn) bis zu dem Terror der Alltäglichkeit, wie sie die Objektkästen von Jezabel Baudo einzufangen versuchen. Die Unterdrückung von Religion, den Wahn der Mobilität und den Zwang zur Niedlichkeit verbindet Marnie Moldenhauer in ihrer Kombination von Kirchengewändern, Radkappen und Häkeldecken. Anette Meincke-Nagy wiederum zeigt einfach das Paar Mann und Frau – Konfrontation garantiert.

In einer gerade durch ihre Ruhe bedrückenden Videoinstallation zeigt Sylvia Henze außerdem anhand einer Familie, die unter internationaler Kontrolle ihr zur Grenze gerichtetes Wohnungsfenster nur fünf Minuten pro Stunde öffnen darf, die Routine gewordene Absurdität an der mitten durch Nikosia laufenden Trennlinie zwischen dem türkisch besetzten Norden und dem griechischen Teil der Insel Zypern.

Das dynamische Video „Body Conference“ von Johanna Bruckner dagegen beweist, dass sich Machtbeziehungen sehr gut auch im Tanz ausdrücken lassen. Über all diese verschiedenen Aspekte können die Besucher sich schließlich aus der Höhe des von KroKo unter die Decke gesetzten Hochsitzes erheben. Und von dieser Position als Spion, Schiedsrichter oder Schütze die Lage bestimmen.„Macht“, Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15, Di–So, 11–18 Uhr. Noch bis 5. Oktober. www.kunsthaushamburg.de