Kiel ist DHB-Pokalsieger

Der deutsche Handball-Meister gewann gestern zum vierten Mal den DHB-Pokal und kann nun mit dem Gewinn von Champions League und Meisterschaft das Triple perfekt machen

VON CHRISTINA STEFANESCU

Der THW Kiel,Tabellenführer der Handball-Bundesliga, hat beim Final Four am Wochenende in Hamburg den Deutschen Pokal im Finale gegen die SG Kronau/Östringen erkämpft, ist weiterhin der Favorit auf die Deutsche Meisterschaft und lauert jetzt auf den Sieg in der Champions League. Die Kieler haben ihre Klasse ein weiteres Mal bewiesen, trotz und gerade auch wegen zweier schlechter Halbzeiten.

In der zweiten des Halbfinalspiels gegen die SG Flensburg-Handewitt verspielte der THW eine Sieben-Tore-Führung, weil die Mannschaft nicht mit einer Manndeckung gegen ihren stärksten Werfer, Nikola Karabatić, umzugehen wusste, gewann am Ende aber doch glücklich mit einem Tor (33:32). In der ersten Halbzeit des Finalspiels gegen die SG Kronau/Östringen erzielten die Kieler erst nach sechs Minuten und dreißig Sekunden ihr erstes Tor (zum 1:5), lagen in der 23. Minute gar sechs Treffer zurück, zur Halbzeit mit vieren (15:19), kamen wie ausgewechselt aus der Kabine und triumphierten am Ende mit 33:31.

Zwei Tage Ruhe gönnt Trainer Noka Serdarušić seinem kleinen Kader bestehend aus neun Feldspielern und zwei Torwarten jetzt. Die Spieler sollen sich Termine bei Physiotherapeuten geben lassen, sich selbständig fit halten – und am Mittwoch wieder zum Training antreten. Serdarušić wird derweil tüfteln, nicht zuletzt weil der Kopf der Mannschaft, Kapitän Stefan Lövgren verletzungsbedingt ausfallen könnte. Könnte, wohlgemerkt. Die Schmerzen hinderten ihn nicht daran, als Erster der Kieler zur Siegerehrung zu schreiten und mit seinen Mannschaftskollegen hüpfend den Pokal zu feiern.

Enttäuschung derweil in Flensburg. Auch wenn Trainer Kent-Harry Andersson der Niederlage seiner Mannschaft im Halbfinalspiel am Samstag etwas Positives abgewinnen wollte: „Jetzt können wir uns einen Tag früher auf das nächste Spiel gegen Kiel vorbereiten. Kiel muss einen Tag länger warten.“ Die Antwort des gegnerischen Managers Uwe Schwenker: „Wir warten gerne.“ So viel Brisanz wie in diesem Frühjahr lag selten in den Begegnungen der beiden Erzrivalen.

Enttäuschung auch in Hamburg. Die Mannschaft des HSV Handball, als Titelverteidiger, Zweiter der Bundesliga und einziger Verfolger, der den THW Kiel im Kampf um die Meisterschaft noch abfangen könnte, verschwand am Samstag nach 60. Halbfinal-Spielminuten gegen die SG Kronau / Östringen mit hängenden Köpfen in den Katakomben der Color Line Arena. Man habe sich das Spiel der Kronauer aufdrängen lassen – langsam und schleppend, hatte Trainer Martin Schwalb eine Erklärung für die 28:29-Niederlage (10:13) zu finden versucht.

Und, dass es auch an der Chancenauswertung lag. 12 Sekunden vor Schluss hatte der HSV die Möglichkeit zum Ausgleich gehabt. Der frei vom Kreis aus werfende Roman Pungartnik scheiterte ebenso an Kronaus Torwart Slawomir Szmal wie Torsten Jansen.

Am kommenden Wochenende sollte sich der HSV Handball wieder gefangen haben. Eine Niederlage im Europapokal-Hinspiel gegen Ademar Leon aus Spanien in eigener Halle wäre eine schlechte Ausgangsposition für das Rückspiel in Leon am 29. April. Wie sein Kollege Kent-Harry Andersson aus Flensburg mühte sich Schwalb, den Journalisten eine positive Erkenntnis aus der Niederlage gegen Kronau in die Blöcke zu diktieren: „Das ist ein Dämpfer zur richtigen Zeit.“

Der HSV Handball hat einen Dämpfer bekommen, die SG Flensburg-Handewitt einen zusätzlichen Tag, um sich auf das erste Finalspiel in der Champions League vorzubereiten und der THW Kiel einen Pokal mehr für die Vitrine. Neben dem ist aber noch Platz – für den Champions-League-Pokal und die Meisterschaft. Das Triple ist möglich.