naziszene
: Der Realität ins Auge blicken

Sie beschossen Demonstranten mit Stahlkugeln, schubsten Journalisten weg und provoziert an der Demonstrationsroute. Alles im Beisein der Polizei. Am Samstag zeigten die Neonazicliquen in Wismar, wie sie wirklich sind: äußerst gewalttätig und sehr selbstbewusst.

KOMMENTAR VON ANDREAS SPEIT

In den Medien wäre über Jahre der Anschein verfestigt worden, die Hansestadt sei „eine Hochburg der Rechten“, sagte unlängst Bürgermeisterin Rosemarie Wilcken (SPD). Eine Imagekampagne soll nun zeigen, dass die Stadt tolerant und sicher sei.

Tatsächlich würde es dem Stadtimage viel mehr helfen, die Realität endlich wahrzunehmen: Drei Nazizentren mitten in der Stadt lassen die Szene erstarken. Die massive Gewaltbereitschaft der Neonaziszene schien die Polizeileitung bei dem Samstagseinsatz allerdings kaum wahrgenommen haben.

Als ob in der Stadt nicht immer wieder rechts-motivierte Täter auf ihre verhassten „Feinde“ einschlügen, als ob sie nicht auch schon öfters unliebsame Kultur- und Jugendzentren angegriffen hätten. Eine Antifademonstration versuchten Neonazis bereits im August vergangenen Jahres mit Baseballschlägern anzugehen. Die Polizei konnte sie nur stoppen, weil zwei Beamte ihre Waffen zogen.

Am vergangenen Samstag zeigte die Polizei den Rechten ihre Grenzen allerdings nicht auf – das hätte dem Image gut getan.