LESERINNENBRIEFE
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Schon wieder falsch

■ betr.: „Nicht nur ein Ort zum Kränzeablegen“, taz vom 30. 8. 14

So wichtig die Thematisierung der „Euthanasie“-Morde der Nazis im Rahmen der Aktion T4 ist, so wichtig sind die korrekten Details: Frau Opitz hat nun bereits in einem zweiten Artikel geschrieben, dass bei der T4-Aktion in Berlin 300.000 Menschen ermordet worden sind. Das ist falsch: T4 wurde zwar in Berlin koordiniert, gemordet wurde aber deutschlandweit. Und zwar nicht 300.000 Menschen, sondern etwa 70.000. Weil aber auch außerhalb der Aktion T4 und außerhalb des Deutschen Reiches Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen ermordet wurden, beträgt die Zahl etwa 300.000. http://gedenkort-t4.eu/vergangenheit/aktion-t4

JONA MILLER, Berlin

Nicht zu verdammen

■ betr.: „Von gewalttätig bis geisteskrank“, taz.de vom 19. 9. 14

Natürlich möchte ich selbst auch nicht, dass gesundheitsbezogene Daten in x-beliebigen Datenbanken für einen für mich nicht überschaubaren Personenkreis abrufbar sind. Allerdings kann ich es durchaus verstehen, wenn die Polizei besonders gewaltbereite Personen, die womöglich auch noch bewaffnet sind, kennzeichnet.

Im Falle einer notwendigen Festnahme halte ich derartige Informationen für sinnvoll und auch wichtig. Auch das Wissen um bestimmte psychische Auffälligkeiten/Probleme können hier wichtig sein. Die meisten Festnahmen mit tödlichem Ausgang entstehen durch simple Missverständnisse und die Unkenntnis über psychische Erkrankungen. Wenn ich als Polizist Kenntnis davon habe, dass es sich bei der Person um einen – zum Beispiel – schizophrenen oder manischen Menschen handelt, dann kann eine Festnahme ganz anders vorbereitet und durchgeführt werden. Ohne genaue Kenntnis darüber, wer alles in dieser Datenbank enthalten ist, wann und vor allem wer darauf zurückgreifen kann, mag ich das nicht vorbehaltlos verdammen.

STEFAN WEINERT, taz.de

Nicht korrekt dargestellt

■ betr.: „Piratenpartei in Berlin: Nötigung, Bedrohung, Wahlfälschung“, taz.de vom 19. 9. 14

Ich finde Ihren Bericht so nicht korrekt. Paragraf 6 Abs. 1 der Satzung der Piraten besagt: „Der Vorstand muss dem Mitglied vor dem Beschluss der Ordnungsmaßnahme eine Anhörung gewähren.“ Bevor diese nicht erfolgt ist, gibt es folglich auch keinen entsprechenden Beschluss.

Entsprechend spricht der Bundesvorsitzende Stefan Körner auch korrekt von einem Ordnungsmaßnahmen-Antrag. Es ist höchst wahrscheinlich, dass es eine ganze Menge Anträge wegen Lauer gibt, die nun erst mal in eben dieser Anhörung geklärt werden sollten. In dieser Phase bereits von Schiedsgericht zu sprechen, ist ziemlich abseitig. OTLA PINNOW, taz.de

Hartz IV selbst erfahren

■ betr.: „Wowereit Nachfolge: ‚Ich bin freier geworden‘ “, taz.de vom 18. 9. 14

„Es ist gut, wenn man die Dinge, über die man redet, selbst mal erfahren hat“, sagt Stadtentwicklungssenator Michael Müller. Vielleicht sollte er mal sechs Monate Hartz IV beziehen und lernen, was das bedeutet. Ansonsten redet er sich und seine Kandidatur schön. Wirkliche Argumente hat er nicht geliefert, aber kann er das überhaupt? Immerhin ist eigentlich nur ein Kandidat, der für Kontinuität von Wowereit steht, und das war am Ende nicht gerade sexy, wenn auch arm. Aber natürlich ist er gewieft und kann in der Partei sich organisieren, aber was, wenn’s nicht reicht? Zieht er sich dann zurück? (Das hätte ich ihn gefragt.) ANDREAS_2020, taz.de

Waschechter Berliner

■ betr.: „Der SPD-Wahlkampf kann beginnen“, taz.de vom 15. 9. 14

Klaus Wowereit fand ich, abgesehen vom BER, in Ordnung. Ein waschechter Berliner! Keiner von den dreien scheint besonders oder herausragend geeignet. Aber Michael Müller ist mir noch am sympathischsten und am glaubwürdigsten, wenn es um Stadtentwicklung, Umweltentwicklung, Arbeiten, Wohnen und Leben in der Zukunft geht. Denn das soll ja Berlin sein, eine Stadt mit Weitsicht und Zukunft für die unterschiedlichsten Menschen mit ihren unterschiedlichen Kulturen und Traditionen. Klaus Wowereit sollte die Position des Kultursenators übernehmen, wenn er das selber noch will. GERDA FÜRCH, taz.de

Zeit für Neuanfang

■ betr.: „Wowereit Nachfolge: ‚Ich bin freier geworden‘“, taz.de vom 18. 9. 14

Als Senator für Stadtentwicklung und Umwelt ist Herr Müller auch für das Tempelhof-Abstimmungsergebnis verantwortlich. Man lese seine Kommentare vor und nach der Entscheidung noch einmal nach. Die SPD-Mitglieder sollten sich auch fragen, ob es wirklich im Interesse der Öffentlichkeit ist, dass die Stadt mit den Wohnungsbaugesellschaften nach den Denkmodellen der 80er und 90er Jahre monofunktionalen Wohnungsbau betreiben sollte. Es ist Zeit für einen Neuanfang, auch personell.

WILFRIED WANG, taz.de

Kindeswohl gefährdet

■ betr.: „Streit mit dem Jugendamt: Bezirk droht Roma“, taz. de vom 17. 9. 14

Dass das Kindeswohl unter den dortigen Bedingungen gefährdet ist, dürfte ja wohl außer Frage stehen. Die Kinder haben keine sanitären Einrichtungen, sie werden zumeist weder Schule noch Kindergarten besuchen, sie lernen also nicht das, was für ein Zusammenleben in diesem Lande wichtig wäre – sofern ein dauerhafter Aufenthalt angestrebt wird. Dr. McSchreck, taz.de