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DIE FUSSBALLTRIKOTFRAGEDas erste Training

Fups Fußball ist aufwendig und benötigt eine lange Vorbereitungszeit

„Hat Fup schon ein BVB-Trikot?“, esemest mir ein Freund. Ich esemesse zurück: „Schon drei.“ Und obwohl ich ein viertes BVB-Trikot gerade noch verhindern kann, bin ich mir sicher, dass es nicht das letzte sein wird. Außerdem hat Fup ein spanisches Nationalmannschaftstrikot von Fàbregas, das billig zu haben war, ein französisches Nationalmannschaftstrikot von Henry, das ihm bis zu den Knöcheln reicht, ein Trikot von Eintracht Trier, ein Irrläufer, von dem niemand mehr weiß, woher er gekommen ist, und demnächst bekommt er ein Messi-Trikot. Fup kann also eine Woche lang jeden Tag ein anderes Trikot anziehen.

Ich habe mein ganzes Leben lang nur zwei Trikots geschenkt bekommen: eins von Inter Mailand und eins von Brasilien. Warum diese beiden, weiß ich nicht mehr. Jetzt hat Fup auch noch Torwarthandschuhe. Um sie anzuziehen, muss ich ihm helfen, damit die einzelnen Finger in die dafür vorgesehenen Öffnungen kommen. Fups Fußball ist aufwendig und benötigt eine lange Vorbereitungszeit, denn auch die Frage, wer mit wem zusammenspielt, obwohl man nur zu dritt ist, wird ausführlich diskutiert. Soll sich mal ein richtiger Trainer in einem richtigen Verein mit diesen Fragen befassen, denke ich.

Ich bringe Fup zu den Berliner Amateuren. Vom Jahrgang 2009 haben sich zur neuen Saison 70 Kinder eingefunden. Nur 30 werden genommen, sagt der Trainer. Die Kinder rennen ein wenig über den Platz. Aber ohne Ball. Oder hüpfen auf einem Bein. Fup schummelt, was bei 70 Kindern nicht auffällt. Ich bezweifle, dass dieses Training etwas bringt. Fup aber ist begeistert. Also sage ich zu Fup, er muss auf den Trainer hören und alles machen, was er sagt. Fup nickt. „Dann lass uns das mal üben“, sage ich. Zähne putzen, Hände waschen, ins Bett gehen. Alles klappt wie am Schnürchen. Doch nicht so schlecht, das Training, denke ich.KLAUS BITTERMANN

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