Es brennt an allen Ecken

JUBILÄUM Seit gut einem Jahr regiert Monika Herrmann einen schwierigen Bezirk

Monika Herrmann kennt ihren Bezirk und seine Probleme nicht erst seitdem sie vor einem Jahr Bürgermeisterin wurde: Die 49-jährige gebürtige Neuköllnerin lebt seit vielen Jahren im Bergmannkiez. Vor der eigenen Haustür erlebt sie, wie stark steigende Mieten Nachbarn verdrängen – ein Problem, das auch in anderen Teilen des Bezirks grassiert. Gegen fehlende Kitaplätze und marode Schulen kämpfte sie schon als Schulstadträtin an: Während der Amtszeit ihres grünen Vorgängers Franz Schulz war sie von 2006 bis 2011 Stadträtin für Jugend, Familie und Schule, später für Familie, Gesundheit, Kultur und Bildung. Um den Jugendbereich kümmert sie sich auch weiterhin.

Unter großem Druck

Bei aller Routine: Seit Herrmann ins Rathaus einzog, ist viel passiert. Das Flüchtlingscamp am Oranienplatz wurde aufgelöst, im Juli rief Herrmanns Baustadtrat die Polizei, um die Besetzung der Gerhart-Hauptmann-Schule zu beenden. Und noch immer befinden sich Protestierende im Gebäude, die Verhandlungen drehen sich im Kreis. Mit der Auflösung der besetzten Cuvrybrache am Freitag stehen einige Dutzend mittellose Menschen über Nacht auf der Straße.

Friedrichshain-Kreuzberg steht unter großem Druck: Der Bezirk ist pleite, Anfang September wurde eine Haushaltssperre verhängt. Dazu kommen Probleme mit dem Tourismus: Bewohner klagen über Lärm und Müll, Ferienwohnungen entziehen dem Markt ohnehin knappen Wohnraum.

Die größte Herausforderung dürfte für die Grüne der Drogenhandel im Görlitzer Park sein: Seitdem Kitakinder Kokainkugeln auf einem Spielplatz fanden, ist die Situation angespannt, Anwohner fordern Lösungen.

Die Bezirksbürgermeisterin Herrmann sucht sie – und geht dabei gern neue Wege. Statt mehr Polizei für den Görli zu fordern, plädiert sie für eine Legalisierung des Cannabis-Handels, will Coffeeshops rund um den Park einrichten. Die vielen jungen Berlinbesucher will sie auf einen freiwilligen Benimm-Kodex verpflichten. API