GOOGLE WIRD ZUM GROSSKONZERN – UND WAS SICH DARAUS LERNEN LÄSST
: Keimzellen der Kreativität

Man nehme alle Informationen der Welt, speichere sie im größten Computernetz des Planeten und notiere, was die User damit machen. Dann lässt man sich dieses Wissen von der Werbeindustrie vergolden: So lautet das Geschäftsmodell von Google.

Um dieses Modell weiter zu festigen, kaufte der Internet-Konzern am Wochenende für 3,1 Milliarden US-Dollar den Internet-Anzeigenvermarkter DoubleClick. Es ist die teuerste Übernahme in der Geschichte des Konzerns nach der Übernahme des Videoportals YouTube. Und sie untermauert das Ziel von Google, sich ernsthaft den globalen Werbemarkt vorzuknöpfen: eine Branche, in der weltweit allein im vergangenen Jahr 428 Milliarden US-Dollar ausgegeben wurden.

Schon heute verdient der Konzern 99 Prozent seines Geldes mit Webeeinblendungen im Internet. Und zielstrebig arbeitet Google bereits an Techniken, um Fernseh- und Radiospots sowie Zeitungsanzeigen zu vermarkten. Für Außenstehende nimmt die Google-Erfolgsstory jedoch langsam furchterregende Züge an. Denn im Masterplan von Google haben die Internet-Nutzer lediglich die Rolle von Laborratten inne: Die größte Suchmaschine der Welt speichert jede der monatlich drei Milliarden Suchanfragen und jeden Link, auf den die User klicken. Doch Konkurrenten, die es ernsthaft mit dem globalen Marktführer und dessen Computer-Knowhow aufnehmen könnten, sind weit und breit nicht in Sicht: Schon gar nicht im Bereich der europäischen Internet-Industrie, die weltweit ins Hintertreffen geraten ist.

Statt jetzt über öffentliche Finanzhilfen nachzudenken, um den Rückstand aufzuholen, lohnt der Blick auf die Wurzeln von Google: Sie liegen im unscheinbaren Büro zweier junger Doktoranden an einer kalifornischen Universität. Merke: Für die Gründung eines Mega-Konzerns wie Google brauchte es keines milliardenschweren Leuchtturmprojekts. Sondern einer hochwertigen Universität, die die Kreativität gut ausgebildeter Menschen freisetzt. Ein gutes Bildungssystem bietet daher die beste Gewähr, um einer Großmacht wie Google Paroli zu bieten. TARIK AHMIA