UNTERM STRICH

Der chinesische Aktionskünstler Cheng Li soll wegen „Störung der öffentlichen Ordung“ und „öffentlicher Vorführung von Pornografie“ für ein Jahr ins Umerziehungslager. Wie die österreichische Zeitung Der Standard berichtet, hatte Cheng am 20. März mit einer Partnerin auf dem Dach der Pekinger Songzuanh-Kunsthalle für Moderne Kunst einen Geschlechtsakt simuliert. Mit seiner Protestaktion unter dem Titel „Die Prostitution der Kunst“ wollte er ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung chinesischer Gegenwartskunst setzen. Das Happening war vorab angekündigt worden. Anstoß nahmen die Behörden wohl an der Rezeption im Internet: Auf verschiedenen Blogs wurde die Aktion als „Gao Gan“ betitelt. Das sei sowohl ein Slangausdruck mit der Bedeutung „es hoch oben machen“ als auch eine gebräuchliche Abkürzung für „hochrangige KP-Funktionäre“, so der Standard. Sogenannte „Störenfriede“ können in China ohne Einschaltung von Richtern bis zu drei Jahre in Arbeitslager geschickt werden.