Drinbleiben ist teurer

KOSTEN Wie schnell geht der Ausstieg, und was kostet das? Ein Überblick über verschiedene Prognosen

Deutsche Energieagentur: Derzeit kostet 1 Kilowattstunde (kWh) Strom für Haushalte 23 Cent pro kWh. Die Dena geht von einem Anstieg von bis zu 5 Cent pro Kilowattstunde aus, wenn Deutschland bis zum Jahr 2020 aussteigt. Demnach fällt 1 Cent an für den Netzausbau, bis zu 1,5 Cent für konventionelle Kraftwerke und 2 bis 3 Cent für die erneuerbaren Energien.

Ethikkommission: Sie empfiehlt einen Ausstieg bis 2021. Die sieben stillgelegten AKWs sollen nicht wieder ans Netz gehen. Die Kosten berechnet die Kommission nicht selbst.

Deutsche Umwelthilfe: Ab 2015 kann Schluss sein mit der Atomenergie. Bis dahin ist kein Netzausbau nötig. Es reicht, wenn alle sich im Bau befindlichen Gas- und Kohlekraftwerke genehmigt werden. Zu den Kosten gibt es keine genauen Angaben – sie würden jedenfalls „nicht explodieren“.

Greenpeace: Will ab dem Jahr 2015 auf Atomkraft verzichten. 2040 könnte man sich demnach von der Kohle verabschieden. 2050 gibt es dann nur noch erneuerbare Energie. Vorübergehend müssten Gaskraftwerke in Betrieb genommen werden. Genaue Angaben zu den Kosten gibt es nicht.

Rot-Grün: Die Koalition wollte ursprünglich zwischen 2020 und 2022 aussteigen. Das war davon abhängig, wie schnell die Atomkraftwerke ihre im Atomgesetz von 2002 zugesicherten Reststrommengen verbraucht hätten. Heute halten die Grünen den Ausstieg bis 2017 für möglich, die SPD hält am Jahr 2020 fest.

Versicherungsforen Leipzig: Am teuersten, so zeigt eine gestern veröffentlichte Studie, könnte es werden, wenn Deutschland an der Atomkraft festhält. Gäbe es für die Atomkraftwerke eine realistische Haftpflichtversicherung, könnte Atomstrom praktisch unbezahlbar werden. Die Betreiber der Atomkraftwerke halten derzeit 2,5 Milliarden Euro für mögliche Entschädigungsleistungen vor. Das tatsächliche Risiko würde bei einem Super-GAU laut Studie jedoch über 6 Billionen Euro betragen. Müssten die Inhaber das Risiko selbst tragen, würde der Strompreis erheblich ansteigen. Markus Rosenbaum von den Versicherungsforen hält eine Erhöhung um über 2 Euro pro kWh für dieses theoretische Szenario für wahrscheinlich.

MARTIN RANK