Spendenrekorde bei den US-Demokraten

Knapp ein Jahr vor den Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidaturen in den USA hat Hillary Clinton mehr Geld in der Wahlkampfkasse als je ein Bewerber zuvor. Doch Überraschungssieger ist Barack Obama, der Shootingstar der Demokraten

AUS WASHINGTON ADRIENNE WOLTERSDORF

Barack Obama hat mehr Schecks bekommen als Hillary Clinton. Und die demokratische Senatorin und ehemalige First Lady hat dickere Taschen als alle republikanischen Präsidentschaftskandidaten zusammen. Dass im Kampf ums Weiße Haus bislang mehr auf die Wahlkampfkassen geschaut wird als auf die Politik, hat damit zu tun, dass die zum Sieg notwendige Werbemaschinerie vor allem eines ist: teuer. Senator Barack Obama, der Shootingstar der Demokraten, der ohne nationales Fundraising-Netzwerk in diesen Wahlkampf zog, ist dabei die größte Überraschung. Ihm gelang es, 24,8 Millionen US-Dollar an Spenden im ersten Quartal zu sammeln. Clintons schärfster Konkurrent hat zudem deutlich mehr Unterstützer: Seinem Wahlkampfteam zufolge zahlten 104.000 Unterstützende in die Wahlkampfkasse des afroamerikanischen Bewerbers ein, während Clinton 60.000 Spender zählt. Außerdem schöpften Obamas Spender selten den erlaubten Höchstbetrag von 2.300 US-Dollar pro Bürger aus. Obama könnte sie später ein weiteres Mal um Hilfe bitten, was Beobachter als seinen größten Vorteil ansehen.

Doch Hillary Clinton ist im Wettlauf um die vollste Kasse absolute Vorreiterin. Clinton habe derzeit noch 31 Millionen Dollar (22,9 Millionen Euro) für ihren Wahlkampf übrig, teilte ihr Wahlkampfteam am Sonntagabend mit. Sie habe im ersten Quartal des Wahlkampfs die höchste Spendensumme eingenommen, die je einem Bewerber zur Verfügung stand. Zudem konnte sie übrig gebliebene 10 Millionen Dollar aus ihrem Senatorinnen-Wahlkampf in die neue Kampagne transferieren. Von den verbliebenen 31 Millionen Dollar könne sie 24 Millionen in den Vorwahlkampf stecken und 6,9 Millionen in den Präsidentschaftswahlkampf.

Der frühere Senator John Edwards gab seiner Wahlkampfmannschaft zufolge 3,3 Millionen Dollar aus und hat noch 10,7 Millionen zur Verfügung. Edwards liegt nach Clinton und Obama in den Umfragen auf dem dritten Platz in der Rangliste der demokratischen Anwärter. Obama gab nach Angaben seines Teams bislang 6,6 Millionen Dollar für seinen Vorwahlkampf aus, womit ihm noch 19 Millionen Dollar in der Kasse bleiben. Die Spendeneinnahmen der Demokraten zeigen, dass ihre WählerInnen hochmotiviert sind. Zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten spendeten sie mehr als die republikanisch Wählenden.

Auf republikanischer Seite führte beim Spendensammeln zuletzt der frühere Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, mit etwa 20,7 Millionen Dollar. Hinter ihm lagen New Yorks ehemaliger Bürgermeister Rudolph Giuliani mit etwa 15 Millionen Dollar und Senator John McCain mit rund 13 Millionen Dollar. Der Kassenstand spielt eine erhebliche Rolle bei den Vorwahlen zur Nominierung der Kandidaten im kommenden Jahr.

Die Zahlen stammen aus dem ersten umfassenden Report, den die KandidatInnen dem Bundeswahlkommission per Gesetz bis Sonntagnacht vorlegen mussten. Erstmals bot sich der Öffentlichkeit damit ein Überblick über die Finanzsituation aller KandidatInnen. Insgesamt belaufen sich die eingeworbenen Spendensummen auf 125 Millionen US-Dollar. Das ist achtmal mehr, als von Bewerbern noch im Vorwahlkampf vor acht Jahren eingetrieben worden war. „Das ist ein Hinweis auf das, was da noch kommen wird,“ sagte Michael Toner, früherer Vorsitzender der Bundeswahlkommission, der Washington Post. Toner hatte in früheren Interviews geschätzt, dass die Kandidaten für den 2008er Präsidentschaftswahlkampf insgesamt eine Milliarde Dollar ausgeben würden.