Malte Göbel hört auf den Sound der Stadt

Dieses Wochenende wird es hart: Der Eurovision Song Contest hält die Stadt fest in seinem kalten Schlager-Pop-Griff. Die ganze Stadt? Nein, denn es gibt noch Orte, die sich dem grausamen Schmalspurmusikgebräu widersetzen. Einer davon ist das Freilichtkinos Kreuzberg, wo sich die Kreuzberger Kiezqueens Inge Borg und Gisela Sommer live und in Farbe einem Grand-Prix-Public-Viewing stellen. Werden sie es schaffen, gegen das öffentlich-rechtlich-private Präsentatoren-Dreigestirn Engelke/Rakers/Raab anzumoderieren? Falls es regnet (oder euch dunkle Kellerräume lieber sind), bietet das SchwuZ eine Alternative: Hier treten Camelia Light und Kaey in Lena-Lästerkonkurrenz, lassen aber sicherlich auch an keinem anderen Teilnehmer des Eurovision Song Contest auch nur ein gutes Haar. Ob es klappt?

So leicht lässt sich der Eurovision Song Contest (ESC) nicht ignorieren. Sogar in der C-Halle (früher als „Columbiahalle“ bekannt) wird man heute unwillkürlich daran erinnert, denn die dort auftretende Tarja Turunen wäre eine perfekte ESC-Kandidatin: Die Finnin ist ausgebildete Sopranistin mit Wurzeln im Metal-Genre, Gründerin der stilbildenden Softmetal-Band Nightwish, die sie 2005 verließ. Nun singt sie solo weiterhin sphärisch-kitschigen „Symphonic Rock“, tritt ohne mit der Wimper zu zucken sowohl in Wacken als auch mit den Scorpions bei Wetten, dass..? auf.

Flotter und wesentlich elektronischer wird es im Festsaal Kreuzberg: Hier feiern Egotronic den zweiten Teil ihres zehnjährigen Bandjubiläums (der erste war gestern im Uebel & Gefährlich in Hamburg). Als geladene Geburtstagsgäste spielen das Jeans Team und Escape Hawaii, es gibt auch einen Überraschungsgast, dessen Identität als Andreas Dorau mittlerweile durchgesickert ist. Electroclash mit Pop-Einschlag – dagegen ist der ESC Realsatire.

■ ESC Inge Borg + Gisela Sommer: Freiluftkino Kreuzberg, Sa., 20 Uhr

■ ESC mit Camelia Light und Kaey: SchwuZ, Sa., 20 Uhr

■ Tarja Turunen: Columbia-Halle, Sa., 20 Uhr

■ 10 Jahre Egotronic: Festsaal Kreuzberg, Sa., 21 Uhr