LESERINNENBRIEFE
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Er hat doch noch studiert

■ betr.: „Fickt euch!“, taz vom 15. 9. 14

Danke für diesen wunderbaren Artikel. Den haben Sie bestimmt nur für meine Akademiker-Eltern geschrieben. Diese mussten 1992 hinnehmen, dass ihr Sohn nach dem Abi auf einer „Eliteschule“ eine Ausbildung zum Koch machen wollte. Diese hat er auch mit Spaß und großem Erfolg absolviert. Tja und dann? Hat er „doch noch studiert“. Heute bin ich Rechtsanwalt und liebe meinen Beruf. Aber ohne die Kochlehre wäre ich nicht der, der ich geworden bin. Und ich denke immer noch gerne daran zurück, auch wenn Lehrjahre tatsächlich keine Herrenjahre sind. AXEL PABST, Hofheim

Fünfzig Prozent Legitimation

■ betr.: Berichte über die drei Landtagswahlen

Bei der Berichterstattung zu den Wahlen in Ostdeutschland ging es immer nur um die 50 Prozent, die gewählt haben. Der Rest fällt einfach unter den Tisch. Wann ist die Legitimation für eine Demokratie eigentlich dahin? Erst wenn nur noch 30 Prozent wählen gehen? Von einer Zeitung wie der taz erwarte ich eigentlich, dass sie sich auch mal um die Nichtwähler kümmert. Vielleicht sind ja Überschneidungen mit den 50 Prozent in Deutschland dabei, die über gar kein Vermögen verfügen. JÜRGEN HAMMER, Schwalmtal

„Unbegrenzte“ Freiheit

■ betr.: „Die neue Burger-Partei“, taz vom 19. 9. 14

Jetzt wollen die Grünen also die Freiheit als ihr neues Thema stärken. Glückwunsch! Ist doch die „unbegrenzte“ Freiheit explizit für die Vernichtung von weltweiter natürlicher Vielfalt verantwortlich. Die Grünen haben nicht einmal ihre „alten“ Themen „sauber“ abgearbeitet. Der Atomausstieg zieht sich hin und der Steuerzahler wird wohl den Rückbau der AKWs bezahlen müssen statt der Energiekonzerne. Die CO2 Emission wächst und wächst, die Kohleverstromung steigt und belastet die Umwelt zusätzlich. Die Energiewende wird verschleppt, fehlt es an Stromleitungen, Stromspeicher und vor allem Geld für Forschung in regenerative Energien. Viehzucht und Ackerbau brauchen immer noch nicht nachhaltig zu wirtschaften und die biologische Landwirtschaft wird immer noch benachteiligt. Der „Freiheitsliebende“ Individualverkehr trägt in hohem Maße für die Verschmutzung der Wälder, Gewässer, Böden und der Luft bei. Gerade das muss man auch einem Porsche-Fahrer sagen können, ohne seine Freiheit zu beschneiden. Jetzt haben Hofreiter und Göring-Eckardt die Freiheit, die nächsten Parteitage von Eon, Porsche oder Unilever sponsern zu lassen. SVEN BOHL, Niebüll

In der Mördergrube

■ betr.: „Die Freiheit, Ja zu sagen“, taz vom 20. 9. 14

Die Zustimmung eines einflussreichen Teils der Grünen zu der schmählichen Ausgrenzung der Sinti und Roma aus Balkanländern ist bedrückend: Auch diese Partei ist nicht mehr wählbar. Menschen jüdischer Herkunft zum Beispiel aus Russland finden in der BRD ungehinderten Zugang, und das ist das Mindeste, was wir nach dem Holocaust tun sollten, und jeder Versuch einer Einschränkung, der von der Rechten versucht wurde, ist zum Glück abgewiesen worden. Aber die Sinti und Roma sind ebenso Opfer des Holocaust gewesen und werden jetzt in unmenschliche Zustände abgeschoben. Dieses Land tappt immer noch in der „Mördergrube“ (H. M. Enzensberger: „Landessprache“) herum. RAINALD SIMON, Frankfurt am Main

„Dummsein“ in Freiheit

■ betr.: „Freiheit, ein nachhaltiges Leben zu führen“, taz v. 19. 9. 14

Frau Künast vergisst in ihren Überlegungen, dass Freiheit im definitorischen Sinne nur dann gelebt werden kann, wenn als Grundlage freiheitlichen Handelns Lernstrukturen für die Persönlichkeitsentwicklung Heranwachsender im Erziehungs- und Bildungsbereich maßgeblich Bedeutung haben müssen, die gerade in Bundesländern mit grüner Regierungsbeteiligung (siehe NRW) maßgeblich abgeschafft worden sind. So schwindet nachweislich insbesondere die Fähigkeit des „Assoziationsvermögens“ nach Einführung kompetenzorientierter Lehr- und Lernprozesse – „Dummsein“ in Freiheit, Dank sei auch den Grünen. WERNER ROSENBECKER, Hiddenhausen

Artikel zum Schmunzeln

■ betr.: „LehrerInnen dringend gesucht“, taz vom 17. 9. 14

Als Lehrerin bringen mich die Inklusionsartikel immer wieder zum Schmunzeln. Danke hierfür! Nun sind es also die fehlenden Sonderpädagogen, die der Inklusion im Wege stehen sollen. Ernsthaft? Wenn einfach nur zwei Lehrkräfte in einer Klasse stehen oder der Klassenteiler sinkt, dann wäre schon vielen Lehrern, Eltern und Kindern geholfen. LENA PRÖHL, Leipzig

Schade eigentlich

■ betr.: „Bayern bleibt in Deutschland“, taz vom 19. 9. 14

Schade eigentlich – und das nicht nur wegen der eklatanten Sprachdefizite. Könnte doch der 1. FC Köln in fünf Jahren wieder einmal Deutscher Fußballmeister werden – oder, Herr Küppersbusch? MANFRED LINDEN, Mülheim an der Ruhr