WG stemmt Bunker-Projekt

UMNUTZUNG Im Bunker in der Berliner Straße eröffnen die BewohnerInnen ein Kulturzentrum. Der Muff der militärischen Vergangenheit soll buntem Leben weichen

Der „Kultur im Bunker e.V.“ in der Berliner Straße 22c (Steintor) feiert seine offizielle Eröffnung am Wochenende mit folgendem Programm:

■ Am heutigen Samstag zwischen 17 und 19 Uhr gibt‘s das Café Swing & Tanz, das nicht zuletzt die Nachbarn und Anwohner zum Kommen animieren soll. Ab 20 Uhr werden Kurzfilme gezeigt.

■ Sonntag ab 16 Uhr stehen „Kaffee & Kuchen, Spiel & Spaß“ auf dem Programm, ab 17 Uhr Jonglage, „Feriengeschichten“ und die Lesung „Maß der Mittelmäßigkeit“. Für 20.30 Uhr ist ein Konzert mit „Skillwax“ geplant.

■ Weitere Informationen zum Projekt sind unter kontakt@kultur-im-bunker.de erhältlich.

Von NELE SANDER

Eine Efeu-überwucherte eiserne Tür lässt die Besucher ein – grau und schwer umfangen die spröden Mauern des Bunkers die Gäste. Die Luft ist zugleich muffig und angenehm kühl, in ein paar Ecken spenden Lampen und Neonröhren mattes Licht. Von den Betonwänden und Stützpfeilern äugen skurrile Maskengestalten. In der hintersten Ecke steht ein aufgesägter Wohnwagen, umfunktioniert zu einer Theke.

„Höchstbelastung sämtlicher Decken 500 kg/qm“ hat die Bundesvermögenstelle an die Wand gesprayt, doch die ist längst nicht mehr Eigentümerin der verwinkelten Weltkriegs-Immobilie. Sie gehört einem Ärztepaar, das samt Familie selbst mal im oben aufgesetzten „Wohnmobil-Haus“ wohnte, die Räume jetzt jedoch weiter vermietet.

Zum Beispiel an Anne Angenendt. „Wir waren im September 2010 auf Wohnungssuche“, erzählt die Kuwi-Studentin. „Als wir diesen Ort im Internet fanden, waren wir sofort fasziniert und wollten unbedingt rein.“ Angenendt ist eine der sieben GründerInnen des „Kultur im Bunker e.V.“ Während der Wohnraumbesichtigung entstand die Vorstellung eines Gemeinschaftsprojektes: „Wir wollten Leben in diesen Ort bringen.“ Das Projekt kam so gut bei den Besitzern an, dass die Gruppe den Zuschlag bekam – seit Februar 2011 leben fünf der VereinsgründerInnen im oberen Teil des Gebäudes.

Für Angenendt ist der ehemalige Schutzbunker der perfekte Ort für Kulturarbeit: „Gerade der Gegensatz dieses grauen Klotzes zum bunten Leben, das darin stattfindet, hat uns gereizt.“ Bestes Beispiel ist die aktuelle Ausstellung „Mask Media“ der Künstlergruppe „Maison LaVendre“, deren Bilder, Installationen und Filmprojektionen sich auf eigentümliche Weise mit den Bunkerwänden verbinden.

Gerade der Gegensatz dieses grauen Klotzes zum bunten Leben, das darin stattfindet, hat uns gereizt.“

Anne Angenendt, Initiatorin

Im Keller entsteht ein Fotolabor, im Erdgeschoss und auf der zweiten Etage sollen Ausstellungen, Theateraufführungen, Lesungen und Workshops stattfinden. Zudem sind Ateliers geplant, die an externe NutzerInnen vermietet werden sollen. Laute Partys stünden nicht auf dem Programm, versichert Angenendt vorsorglich – schließlich hat der Bau zwar dicke Wände, durch die herausgesägten Fensterflächen dringt aber trotzdem einiges nach draußen. Eine der ausgesägten Flächen war immerhin so groß, dass der Wohnwagen hindurch passte.

Das neue Kulturzentrum soll noch eher unbekannten KünstlerInnen die Möglichkeit bieten, Ausstellungen zu veranstalten, sich mit Poesie-Lesungen zu versuchen oder anderen Performances. Die Finanzierung läuft bislang über die WG-Kasse, durch Mieteinnahmen und Spenden soll das Projekt nun weiter finanziert werden.

Die Ausstellung „Mask Media“ der Künstlergruppe „Maison LaVendre“, mit Bildern, Installationen und Filmprojektionen, hatte gestern ihre Finissage. Anschließend fand die Bunkerparty zum Auftakt des Eröffnungswochenendes statt.