Brigitte Kölle, Kuratorin
: Die Unabhängige

■ 44, hat unter anderem in New York studiert und in der Galerie des Minimalismus-Fans Konrad Fischer gearbeitet. Foto: Kunsthalle

Ob Sie sich fest bewirbt? Das weiß Brigitte Kölle noch nicht. „Ich muss erstmal schauen, wie es mir gefällt“, sagt die Interims-Kuratorin an der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle. „Aber zunächst freue ich mich natürlich auf die Arbeit hier.“ Sie geht sehr offen mit ihrem labilen Status um: Für knapp ein Jahr, von April 2011 bis März 2012, läuft ihr Werkvertrag.

Die notorisch klamme Kunsthalle kann das nur deshalb finanzieren, weil Vorgängerin Sabrina van der Ley kurzfristig an die Osloer Nationalgalerie wechselte und ihr Gehalt bereits eingeplant war. Wahrscheinlich werde die Stelle aber wieder neu ausgeschrieben, sagt Kunsthallen-Geschäftsführer Roman Passarge.

Doch zunächst brauchte man jemanden, der die bereits geplanten Ausstellungen betreut – und da kam Brigitte Kölle gerade recht. Sie hat unter anderem an der Frankfurter Kunsthalle Portikus kuratiert und betreut seit einigen Jahren freie Projekte in Hamburg. Die Befristung ist für sie deshalb kein Problem, projektbezogenes Arbeiten ist sie gewohnt. Und etwas Handlungsspielraum gebe es ja – etwa bei Fokussierung und Werkauswahl für die Ausstellungen. Außerdem hat sie ein, zwei Ideen für eigene Projekte. Die verrät sie aber noch nicht: „Das wissen bis jetzt ja nicht mal meine Kollegen!“

Wie sie Kuratorin wurde, ist schnell erzählt: Eigentlich wollte sie Künstlerin werden. Schon mit 13 nahm Kölle Zeichenunterricht bei einem freien Künstler. Nach dem Abi erwog sie dann ernsthaft, sich an einer Kunsthochschule zu bewerben. Schließlich wählte sie den Kulturwissenschafts-Studiengang in Hildesheim. „Er verband Theorie und Praxis“, sagt sie. „Ich habe gezeichnet, fotografiert, modelliert – und irgendwann bemerkt, dass meine Befähigung nicht ausreicht, um freie Künstlerin zu sein.“ Sie sagt das offen und ohne Reue.

Seither kuratiert und vermittelt sie zeitgenössische Kunst. Minimalismus reizt sie sehr – und Kunst, die auf den Ausstellungsort reagiert. Da kam ihr 2009 das Hamburger Festival „Subvision“, initiiert von mehreren Kunstinstitutionen, gerade recht. Kölle übernahm es, um für zwei Wochen Off-Kunst in die Hafencity zu bringen. Und geriet mitten hinein in eine Schlammschlacht-artige Diskussion darüber, ob dies eine Vereinnahmung von Off-Kunst durch die ansonsten kulturferne Hafencity sei.

Kölle findet bis heute: Nein. Und überhaupt: „Wo beginnt und wo endet Off- beziehungsweise On-Kunst?“ Sei mit einer Ausstellung in einer großen Institution schon die Schwelle zum Establishment überschritten? Sie selbst jedenfalls steht jetzt mitten drin. Vorläufig. Denn vielleicht hat sie es ja nach einem Jahr satt. PS