STEFFEN GRIMBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Blutsbrüder am Urinal

Das Thema ist hochaktuell in Zeiten, wo täglich an Afrikas Küste Boote gen Lampedusa starten und sich die Nato mit dem Vorwurf konfrontiert sieht, ihre Schiffe würden den Flüchtlingen nicht helfen. Doch nicht die Nato, die Wasserschutzpolizei verstößt im Film gegen die Genfer Konvention. Wie schon der letzte Bremen-„Tatort“ wächst auch dieser weit über die Grenzen von Deutschlands kleinstem Bundesland hinaus.

Diesmal geht es um Flüchtlinge wie Amali (Florence Kasumba), die schon einmal versuchte, von Afrika nach Europa zu kommen. Damals verhinderte das die EU-Grenzpolizei Frontex. Dabei: Die Wasserpolizei-Crew der „Weser 3“, darunter Peer Förden (Michael Pink), der später sein Wiedersehen mit Kommissar-Kumpel Stedefreund (Oliver Mommsen) nach einem Besäufnis mit einer Blutsbruderschaft am Urinal feiert.

Danach gibt es kein Halten mehr: Fördens Kollegen von der Wasserschützer-Crew werden hochgradig nervös, auch wenn sie zunächst mal gar keinen Grund dazu haben. Dafür macht die Tochter von Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) gerade im Polizeipräsidium Karriere und verspricht ihrer Exerziehungsberechtigten: „Ich werd’ mich nicht in deine Arbeit einmischen, jedenfalls nicht mehr als bei den anderen“. Bevor sie darüber ins tiefere Grübeln verfällt, ist Förden auf einmal verschwunden und sie muss ermitteln. Stedefreund und Lürsen stoßen schon bald auf Amali, Unterlagen und einen schrecklichen Verdacht.

Am Ende verröchelt Winnetou in den Armen Old Shatterhands, ein Staatssekretär blutet – und trotzdem ist die Welt kein klitzekleines Bisschen besser geworden. Das ist dramaturgisch gar nicht schlecht gemacht – es gibt mal wieder eine kleine Verfolgungsjagd –, wirkt aber überfrachtet. Dass sich der Bremer „Tatort“ immer den ganz großen Menschheitsproblemen stellt, ist mutig. Er ist schon deutlich schlimmer gescheitert.

Bremen-„Tatort: Der illegale Tod“, So. 20.15 Uhr, ARD