„Noch nicht Mainstream“

FAIRER HANDEL Hamburg trägt den Titel „Fairtrade-Stadt“. Trotzdem hinken einige Behörden hinterher

■ 31, ist Umweltwissenschaftlerin und seit 2010 Koordinatorin des Projekts „Fair Trade Stadt Hamburg“ des Vereins Mobile Bildung.

taz: Frau Speck, ist Hamburg eine faire Stadt?

Lisa Speck: Darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Einerseits hat Hamburg natürlich alle Kriterien erfüllt, um den Titel „Fairtrade-Stadt“ zu tragen. Andererseits beschäftigen sich längst nicht alle Institutionen, Unternehmen und Schulen mit Fairem Handel. Das Thema ist noch nicht im Mainstream angekommen.

Woran hapert es genau?

Im Rathaus und in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt wird schon jetzt auf Fair Trade geachtet. Aber die einzelnen Behörden und die dazugehörigen öffentlichen Unternehmen, wie etwa die Hamburger Hochbahn oder die Port Authority, hinken hinterher. Ein erster Schritt wäre es, auf fair gehandelten Kaffee und Tee umzustellen.

Und bei anderen Akteuren?

Unternehmen müssen sich die Grundsätze des Fairen Handels wie partnerschaftlichen Handel auf Augenhöhe zu eigen und ihre Lieferketten transparenter machen. Aber auch die Kirchen haben eine große Einkaufsmacht und sollten mehr auf Fair Trade achten. Dafür, dass sie sich christliche Grundsätze auf die Fahnen geschrieben haben, passiert in der Beschaffung bisher zu wenig.

Warum ist das Thema gerade in Hamburg wichtig?

Zum einen ist der Hafen ein wichtiger wirtschaftlicher Umschlagplatz. Viele Unternehmen hier operieren international. Dabei betonen sie die hanseatische Tradition der ehrbaren Kaufleute. Daraus ergibt sich eine Verantwortung, der die Unternehmen gerecht werden müssen. Sie dürfen nicht weiter zur Ausbeutung von Menschen beitragen.

Die Faire Woche steht ganz im Zeichen der Banane. Warum?

Erst einmal ist es ein Produkt, das massenhaft im Hafen umgeschlagen wird. Beim Anbau der Früchte gibt es immer noch große Missstände. Gerade Wanderarbeiter haben keinerlei soziale Sicherheit, keine Arbeitszeitregelungen, keine Krankenversicherungen, keinen regelmäßigen Lohn. Das geht auch Unternehmen, Institutionen und Konsumenten in Deutschland etwas an.

Wie steht’s um Ausbeutung hierzulande?

Unser Fokus liegt auf den Produzenten in Ländern des globalen Südens. Diese Menschen haben sonst keine Lobby. Um soziale Missstände hier bei uns kümmern sich Akteure wie die Gewerkschaften.  INTERVIEW:
REA

Podiumsdiskussion „Fair – Fairer – Hamburg?“: 17 Uhr, Café Elbfaire / Ökumenisches Forum Hafencity, Shanghaiallee 12