Dialog gerät ins Stocken

Die Centrum-Moschee hat die zweite Dialogveranstaltung im Stadtteildialog St. Georg abgesagt: Man habe diesmal eine Veranstaltung nicht nur für Schwule, Lesben und Muslime, sondern für alle Bewohner machen wollen

Es war ein vielversprechender Abend im November: Muslime und Nichtmuslime hatten sich auf Anregung des GAL-Abgeordneten Farid Müller in der Kantine des Schauspielhauses zusammengesetzt, um über das Thema „Schwule, Lesben und Muslime“ zu sprechen. Ein Dialog sollte so in Gang kommen – vor dem Hintergrund des „Eindrucks der Ablehnung von Muslimen gegenüber Schwulen und Lesben“, wie Müller auf seiner Website schreibt. Unter anderem kam einer der Imame der Centrum-Moschee, Osman Cellik zu der Veranstaltung. Man beschloss, den Dialog fortzusetzen. Es kam zu einer Einladung der Muslime, die nächste Veranstaltung in der Centrum-Moschee abzuhalten.

Diese Veranstaltung sollte den Titel „Miteinander statt nebeneinander“ tragen und war für den heutigen Freitag angesetzt. Mitte April allerdings sagte der Vorstand der Centrum-Moschee die Veranstaltung ab. Die Begründung: Das Thema „Schwule, Lesben und Muslime“ habe man bei der Auftaktveranstaltung bereits „hinreichend erörtert“. Für die zweite Veranstaltung habe man vereinbart, dass Kaufleute und Gewerbetreibende aus dem Stadtteil auf dem Podium sitzen sollten. Richten sollte sich die Veranstaltung an alle BewohnerInnen des Stadtteils. Nach der Bekanntmachung in diesem Sinne aber sei die Veranstaltung umgedeutet worden: „Plötzlich war die Rede von einer Veranstaltung für ‚Lesben, Schwule, Muslime und alle Interessierten‘“, schreibt der Vorstand der Centrum Moschee in einer Presseerklärung. „Dies war weder vereinbart noch beabsichtigt.“ Umgedeutet wurde die Veranstaltung durch Rundmails, sagt Ahmed Yazici von der Centrum-Moschee, von einem Kreis von Leuten, „die unsere Veranstaltung sabotiert haben“.

Farid Müller bedauert nun „die Rücknahme der Einladung zutiefst“ und hat den Eindruck, dass sich in der Centrum-Moschee „die konservativen gegen die moderaten Kräfte durchgesetzt haben“. Aber: „Die Tür steht weiter offen. Unser Versuch, auch die islamische Gemeinde einzubeziehen, ist zwar vorerst gescheitert, war aber dennoch der richtige Weg.“ Im Mai möchte Müller nun den Dialog über das Verhältnis zwischen Schwulen, Lesben und Muslimen fortsetzen: „Der Dialog kann auch ohne die offiziellen Gemeindevertreter geführt werden.“

Den Dialog zwischen „den Muslimen und Andersgläubigen sowie allen Gesellschaftsgruppen“ möchte auch der Imam der Centrum-Moschee Ramazan Ucar führen: „Der Dialog ist für das Zusammenleben von zentraler Bedeutung und unerlässlich. Mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten werden wir daran arbeiten, ohne uns dabei als Religionsgemeinschaft instrumentalisieren oder missbrauchen zu lassen.“ KLAUS IRLER