Macht nicht so ein Theater!

Alte Garde an den großen Bühnen

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die gute Nachricht zuerst: Frank Castorf denkt daran, an der Volksbühne noch ein paar Jahre dranzuhängen. Jetzt die schlechte: Castorf will am Rosa-Luxemburg-Platz weitermachen. Es ist wahrlich ein Dilemma, in das der Intendant der Volksbühne die Berliner Theaterfreaks zu stürzen droht: Er ist ein ganz Großer. Aber das große Gebrüll muss nach 25 Jahren Dauerexzentrik nicht weitere 25 Jahre sein. Was also ist zu halten von einer Vertragsverlängerung des Postdramatikers Nummer eins? Oder hat sich Castorf nur gedacht, was der alte Sack Claus Peymann kann, kann ich auch und länger?

Womit wir beim eigentlichen Thema wären: Mit Castorf, Peymann und noch Jürgen Flimm kontrollieren drei Theater- und Opernintendanten seit langer Zeit die Bühnenlandschaft: ästhetisch, politisch, wirtschaftlich. Die Häuser sind Kult. Die Schauspieler lieben sie. Aber die Bühnen sind auch Geschichte und Theatermuseum. Castorf, Peymann und Flimm sind die modernen Reinhardts, Weigels oder Felsensteins: Sie sind die Theaterimperatoren für „Große Häuser“ in der Zeit des kulturellen Aufbruchs nach 1989.

Theater der Gegenwart

Der Theaterlandschaft Berlin hat das nicht geschadet. Geschadet hat der Stadt aber ebenso wenig, wenn sie den Generationswechsel in den Intendantensesseln gewagt hat. Matthias Lilienthal, Armin Petras, Shermin Langhoff oder Barrie Kosky machen – oder machten – Theater der Gegenwart mit neuen Autoren, neuer Dramatik. Die Berliner Kulturpolitik sollte sich, auch angesichts eines jungen Publikums, gut überlegen, ob sie diesen Generationswechsel weiter befördert oder erstarren lässt. Castorf macht doch längst in Bayreuth einen auf Wagner – Sophie Rois bleibt.