Fast friedliche Frühlingsgefühle in Havanna

Kolumbiens Regierung erklärt sich auf Kuba zu Verhandlungen über befristete Waffenruhe mit ELN-Guerilla bereit

PORTO ALEGRE taz ■ Die kolumbianische Regierung ist auf das Angebot der ELN-Guerilla eingegangen, über einen zunächst befristeten Waffenstillstand zu verhandeln. In Havanna übermittelte der Friedensbeauftragte Carlos Restrepo vorgestern der Delegation des „Heers zur nationalen Befreiung“ (ELN) die entsprechende Bereitschaft von Präsident Álvaro Uribe. Allerdings müsse die Feuerpause „nachprüfbar“ sein, sagte Restrepo.

Zudem forderte die Regierung erneut, dass sich die Aufständischen an einem Punkt versammeln. „Das wäre Selbstmord“, sagte hingegen ELN-Verhandlungsführer Pablo Beltrán. Der Guerillero hatte am Montag zum Auftakt einer sechswöchigen Gesprächsrunde überraschend erklärt, durch eine befristete Waffenruhe könne ein „Klima für Frieden und Partizipation“ geschaffen werden.

Seit 2005 verliefen in Kuba fünf Treffen zwischen der ELN und der Regierung ergebnislos. Nun machte Uribe im Vorfeld die Fortsetzung der Gespräche von einem Waffenstillstand und der Freilassung der rund 500 Entführten abhängig, die sich in der Gewalt der ELN befinden. Die Rebellen fordern ihrerseits die Freilassung politischer Gefangener und wollen über eine politische Agenda verhandeln.

Für León Valencia, in den Achtzigerjahren selbst noch ELN-Kämpfer, bedeuten die jetzigen Ankündigungen der Kontrahenten einen „Sprung hin zu Verhandlungen“. Bei der Feuerpause müsse auch garantiert werden, dass die Guerilleros weder von den rechten Paramilitärs noch von den „Revolutionären Streitkräften Kolumbiens“ (Farc) attackiert würden, wie zuletzt immer häufiger geschehen.

Fortschritte in Havanna kämen aber auch Uribe zugute, der wegen immer neuer Enthüllungen über Verbindungen der rechten Paramilitärs zu seinem Umfeld unter Druck steht. Mit geschätzten 4.500 KämpferInnen stand die ELN militärisch stets im Schatten der Farc, politisch jedoch ist sie weitaus weniger isoliert. GERHARD DILGER